SOUNDTRACK TO A COUP D'ETAT
Film-Nr.: 18297
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SOUNDTRACK TO A COUP D'ETAT

SOUNDTRACK TO A COUP D'ETAT (Originaltitel)

Frankreich, Belgien, Niederlande - 2024

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Johan Grimonprez
Darsteller: Patrice Lumumba, Max Roach, Abbey Lincoln, Malcolm X, Dizzy Gillespie, Andrée Blouin
Drehbuch: Johan Grimonprez, Daan Milius

Sprache: Englisch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 150 Min.
Altersfreigabe FSK: ab 16 Jahre
Bildformat: 1.78:1
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Bildergalerie; Regiestatement; Kurzbiographien; Trailer

In diesen 150 Minuten gibt es keine fünfzehn Sekunden Länge. Mit furioser Montagetechnik hat Johan Grimonprez einen Filmessay kreiert, bei dem dokumentierte Momente vergangener Gegenwart zu einer lebendig schwingenden Einheit aus Bildklang und Klangbild verwoben sind. Das Damals als Hier und Jetzt in Bild und Ton. Am 16. Februar 1961 stürmen rund 60 Aktivisten der Cultural Association of Women of African Heritage den Saal der UN-Generalversammlung in New York, unter ihnen prominent der Schlagzeuger Max Roach und die Jazz-Sängerin Abbey Lincoln, beide farbig. Sie protestieren vor laufender Kamera gegen jene Politik, die zur Ermordung von Patrice Lumumba geführt hat, dem ersten Premierminister der neu gegründeten Demokratischen Republik Kongo, vordem Kolonie Belgiens. Die Dekolonisation Afrikas, gelenkt nach westlichen Interessen, die Politisierung der farbigen US-Jazz-Szene, der Kalte Krieg sowie Sturz und Ermordung des charismatischen, erst sechsundzwanzigjährigen Politikers Lumumba, das sind die miteinander jammenden Themen. Verwendet wurden nahezu ausschließlich filmische und musikalische Zeitdokumente. Die Namen und Texttafeln, die eingeblendet werden, sind im Stil der Plattencovers von Blue Note Records gehalten, die Designer Reid Miles entwarf. Das Label war in den Fünfziger- und Sechzigerjahren unter Leitung des Toningenieurs Rudy Van Gelder das Studio schlechthin für innovativen US-Jazz. Grimonprez' Film ist ein Gesamtkunstwerk, vergleichbar den einzelnen Alben von Blue Note Records, bei denen alle Elemente aufeinander abgestimmt sind. Das Damals als Hier und Jetzt in Bild und Ton. Zum Beispiel Louis Armstrong als musikalischer Botschafter im Kalten Krieg und prominente Stimme im Kampf für die Rechtsgleichstellung von Afroamerikanern. Oder jener Vorfall am 29. Juni 1960 in Léopoldville einen Tag vor der Unabhängigkeit des Kongos, als ein Kongolese an die langsam fahrende, offene Limousine des belgischen Königs Baudouin herantrat und sich dessen Paradedegen schnappte, um ihn triumphierend hochzuhalten. Der deutsche Fotograf Robert Lebeck schoss eine Reihe Schwarzweißfotos, von denen das eine, das den sogenannten Degendieb frontal zeigt, Mediengeschichte schrieb und ikonisch wurde für den Freiheitskampf Afrikas. Und wenn Mediengeschichte heute zu schreiben noch möglich ist, dann hat sie Johan Grimonprez mit seinem Filmessay geschrieben. (RD)