THE SUBSTANCE

THE SUBSTANCE (Originaltitel)

Frankreich, Grossbritannien - 2024

DVD - Code 2 - PAL

Früher war Elisabeth Sparkle (Demi Moore) ein Kinostar und eine Oscar-Preisträgerin, mittlerweile reicht es noch als Host einer Aerobic-Show im Fernsehen - bis Produzent Harvey (Dennis Quaid) ihr den Laufpass gibt und nach einer jüngeren Besetzung sucht. Durch Zufall erfährt Elizabeth von einer Substanz, die sie in ein jüngeres Ich in einem anderen Körper transformieren kann. So wird sie zu Sue (Margaret Qualley), muss jedoch alle sieben Tage in ihren alten Körper zurück, um diesen für eine Woche zu regenerieren. Als Sue wird sie ihre eigene Nachfolgerin, außerdem zum Quoten- und Medienliebling, was sie bald dazu verführt, das Gleichgewicht ihrer beiden Identitäten zu verschieben - mit harschen Konsequenzen.
Nachdem Regisseurin Coralie Fargeat mit ihrem Spielfilmdebüt REVENGE anno 2017 eine feministische Version des Rape-Revenge-Films abgeliefert hatte, inszeniert sie THE SUBSTANCE als Mix aus Showbiz-Satire und Body Horror. Der Schönheits- und Jugendwahn im Medienbereich wird als eine Art Droge inszeniert, der eingetrichterte Selbsthass auf nicht-perfekte weibliche Körperlichkeit im Metier mit der Elisabeth/Sue-Dualität ausgestellt. Immer wieder vergessen Elisabeth und Sue, dass sie ein- und dieselbe Person sind, führen trotz ihrer Abhängigkeit einen Kleinkrieg, der in einem grotesken Body-Horror-Finale mündet. Das ist nicht unbedingt subtil, aber mit großer Energie inszeniert, mit Verbeugungen vor den Vorbildern. Toiletten und Gänge in der Farbgestaltung von Kubricks THE SHINING, die Substanz im leuchtenden RE-ANIMATOR-Gedächtnis-Grün, Effekte in der Tradition von THE FLY, THE THING und SOCIETY. Auch die Aerobic-Welle der 1980er und Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray" winken um die Ecke. Ebenso Zitat wie Image-Neuinterpretation ist die Besetzung der Hauptrolle mit Demi Moore, bekannt für ihre Körperlichkeit: Nackt und hochschwanger auf dem Cover der „Vogue", Rekordgagen für physisch fordernde Rollen in STRIPTEASE und G.I. JANE. Hier liefert sie eine zu Recht preisgekrönte Schauspiel-Tour-de-Force als alternde Diva ab, die nichts mehr außer ihrer Karriere hat. THE SUBSTANCE ist ebenso plakativ wie treffend als Satire, mit wahnsinniger Energie und Lust am Genre inszeniert. Arthouse trifft Grindhouse im besten Sinne. (Nils Bothmann)