THE APPRENTICE

THE APPRENTICE (Originaltitel)

THE APPRENTICE - THE TRUMP STORY (Alternativtitel)

USA, Kanada - 2024

DVD - Code 2 - PAL

Für seinen ersten US-Spielfilm suchte sich Ali Abbasi (BORDER, HOLY SPIDER) thematischen Sprengstoff aus. THE APPRENTICE erzählt gewissermaßen die Trump-Werdung von Donald Trump, den Sebastian Stan hier beeindruckend verkörpert. Er hat die Sprachmuster, die Mimik und die Gestik des Vorbildes perfekt drauf, ohne dabei einfach nur dessen Manierismen von heute eins zu eins auf dessen junge Persona zu übertragen. THE APPRENTICE deckt die Jahre zwischen 1973 und 1986 in Trumps Biographie ab, in denen der Anwalt und McCarthy-Intimus Roy Cohn (Jeremy Strong) über weite Strecken als sein Mentor fungiert. In der Interpretation von Abbasi und Drehbuchautor Gabriel Sherman ist Trump damals eigentlich schon der Trump von heute: Ruhmsüchtig, auf das Äußere fixiert, (über)ambitioniert in seiner Baulöwenvision. Unter Cohns Einfluss kommen für den anfangs schüchternen Geschäftsmann die Skrupellosigkeit und die Grausamkeit dazu. Der machthungrige Egomane steckt von Anfang an in Trump, Cohn gibt ihm die entscheidenden Lektionen für den Erfolg, ehe der Schüler sogar seinen Mentor überflügelt.
Cohn ist alles andere als ein sympathischer Kerl. Er hängt mit Mafiosi ab, ist stolz, die Todesstrafe für eine Mutter und angebliche Sowjetspionin durchgesetzt zu haben, erpresst Menschen mit illegalen Bild- und Tonaufnahmen, verleugnet öffentlich seine Homosexualität und spätere AIDS-Erkrankung. Und doch hat man beinahe Mitleid, wenn der todkranke Powerbroker bei einer (vielleicht sogar gut gemeinten) Geburtstagsfeier, seiner letzten, sitzt und von Trump gewollt oder ungewollt in einer Tour gedemütigt wird. In einem letzten Akt der Grausamkeit löscht der Baulöwe den verstorbenen Mentor sogar noch symbolisch aus, wenn er Cohns drei Grundregeln (stets attackieren; nichts zugeben, alles abstreiten; nie eine Niederlage eingestehen) gegenüber seinem "The Art of the Deal"-Ghostwriter als seine eigene Erfindung ausgibt. THE APPRENTINCE erzählt nicht viel, was man nicht schon aus den Medien über Trumps Vergangenheit weiß und wird vermutlich niemandes Trump-Bild mehr beeinflussen, aber das, was er erzählt, das tut er kraftvoll. Die Performances von Stan und Strong sind zum Niederknien, formal ist der Film eine perfekte Nachbildung der späten 1970er und frühen 1980er, nicht nur im Production Design, sondern auch im Look des Filmmaterials. Eine eingängige Studie über Gier, nie gestillten Hunger und seelische Grausamkeit. (Nils Bothmann)