SELMA
Film-Nr.: 15064
auf Facebook teilen
Genre: Drama
Genre: Historie / Kostüm
Genre: Biopic (Portraits)
zurück

SELMA

SELMA (Originaltitel)

USA - 2014

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Ava DuVernay
Darsteller: David Oyelowo, Tom Wilkinson, Carmen Ejogo, Giovanni Ribisi, Alessandro Nivola, Cuba Gooding Jr., Tim Roth, Oprah Winfrey
Drehbuch: Paul Webb
Kamera: Bradford Young
Musik: Jason Moran

Sprache: Englisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 123 Min.
Bildformat: anamorph, 2.40:1
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Deleted Scenes; Making of; Audiokommentare mit Ava DuVernay und David Oyelowo sowie mit Ava DuVernay, Bradford Young und Spencer Averick; Originalaufnahmen aus Selma (1965); Musikvideo 'Glory'

Zum fünfzigsten Male jährten sich Anfang März 2015 die drei Märsche, die im Südstaaten-Örtchen Selma ihren Ausgang nahmen und eigentlich nach Montgomery führen sollten, der Landeshauptstadt von Alabama, um unter der Führung des zu dieser Zeit schon längst berühmten Bürgerrechtlers Martin Luther King für das juristisch seit dem Vorjahr ausdrücklich erklärte, aber de facto durch die Behörden und polizeiliche Repression massivst behinderte Wahlrecht für Afro-Amerikaner zu demonstrieren. In Vorbereitung darauf drehte Ava DuVernay - zumindest im Spielfilmbereich Regie-Newcomerin - diese eindrucksvollst geratene filmische Würdigung der damaligen Anstrengungen für Gleichberechtigung - eine Produktion, deren vergleichsweise schlankes Budget von 20 Millionen Dollar schon klar macht, daß sich an diesem Stoff keines der großen Studios die Finger verbrennen wollte. Mag es auch Kritik an der historischen Genauigkeit gegeben haben, ist doch bewunderswert, was für eine packende Verdichtung der dramatischen Ereignisse ihr gelungen ist, die in der Konzentration nicht auf eine Biographie, sondern auf eine bestimmte Situation sehr stark an Spielbergs LINCOLN erinnert. Daß dennoch die Figur Martin Luther Kings in den Vordergrund rückt, ist zum einen seiner auch damals schon entscheidenden Prominenz, zum anderen der phänomenalen Verkörperung Luther Kings durch David Oyelowo (THE PAPERBOY; THE BUTLER) geschuldet - die, wie schon die ähnlich verblüffende Anverwandlung markanter Eigenarten durch Chadwick Boseman als James Brown (GET ON UP), der Oscar-Jury bezeichnenderweise keine Statue wert war. Tom Wilkinson gibt Kings politischen Ansprechpartner und - so scheint es jedenfalls gelegentlich im Film, zum Verdruß manch eines Historikers - Gegenspieler, Präsident Lyndon Johnson, mit einer weiteren Glanzleistung, und auch der übliche Cast ist derart hochkarätig besetzt, daß man einzelne Schauspieler kaum hervorheben mag; Tim Roth als übellaunig-verdrossener Befürworter der Rassentrennung verdient eigene Erwähnung.
Der eigentliche Coup des Films - darin erinnert er frappant an MANDELA, dem er auch mit den Reibungen zwischen gewaltfreien und gewaltbereiten Bürgerrechtlern (Luther King vs. Malcolm X) naherückt - ist, wie wenig er als Historiendrama daherkommt, wie frisch, spontan und - leider, leider - immer noch relevant er sich anfühlt, indem er den dritten, dann endlich erfolgreichen Marsch auch aus den Wohnzimmern und vom Straßenrand aus als erlebte Geschichte mitverfolgen läßt und nicht zuletzt die enorme Rolle der Medien hervorkehrt. Wie sagte Barack Obama am Jubiläumstag? "Our march is not over!" Wenn man Rapper Common in John Legends pathetischem Gospel-Song 'Glory' eine direkte Verbindung zwischen Selma und Ferguson ziehen hört, weiß man, warum? - Nicht nur ein wichtiger, sondern ein richtig guter Film. (Stefan Nottelmann)