DIE ERMITTLUNG
Film-Nr.: 18240
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Genre: Drama
Genre: Historie / Kostüm
Genre: Politik
Genre: Literatur
Genre: Literaturverfilmungen
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DIE ERMITTLUNG

DIE ERMITTLUNG (Originaltitel)

Deutschland - 2024

DVD - Code 2 - PAL

Regie: RP Kahl
Darsteller: Rainer Bock, Clemens Schick, Nicolette Krebitz, Christiane Paul, André Hennicke, Arno Frisch
Drehbuch: Peter Weiss

Sprache: Deutsch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Laufzeit: 241 Min.
Altersfreigabe FSK: ab 12 Jahre
Bildformat: 1.78:1
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Hörfilmfassung; Making-Of (24 Min.)

Filmische Umsetzung des Theaterstücks von Peter Weiß, das 1965 in einer Ring-Uraufführung am 19. Oktober zeitgleich in 15 west- und ostdeutschen Theatern gespielt wurde. Für die Freie Volksbühne in West-Berlin übernahm deren Intendant Erwin Piscator die Inszenierung, der dort bereits in den Zwanzigerjahren Oberspielleiter gewesen war. Das Theaterstück, von Weiß Oratorium in elf Gesängen genannt, ist christlich-religiösen Gehalts insofern, als es dessen Negation aufzeigt, die vollständige Abwesenheit im Sinne von Trost und Hoffnung. Grundlage für den Bühnentext waren die Protokolle der 183 Verhandlungstage des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses, der von 1963 bis 1965 stattfand. Dieser Strafprozess war der größte der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik und stellte zugleich eine Zäsur im erinnerungspolitischen Umgang mit dem Nationalsozialismus dar. Der Holocaust als präzedenzloser Zivilisationsbruch, initiiert und gemanagt von Deutschen, ließ sich als deutsche Schuld nicht mehr relativieren. 1994 beschloss der Deutsche Bundestag, das Leugnen des nationalsozialistischen Völkermords erfülle den Straftatbestand der Volksverhetzung. In elf Gesängen wird der Horror von der Ankunft bis zur Kremierung aufgezeigt, beginnend mit dem Gesang von der Rampe, schließend mit dem Gesang von den Feueröfen. Regisseur RP Kahl hält sich an das Format Bühne, die bei ihm ein minimalistisch ausgestattetes, großes TV-Studio ist, schwarzer Hintergrund, kühle Beleuchtung, die Angeklagten bilden einen Block, die Zeugen treten einzeln auf, dazu der Ankläger, der Verteidiger, der Richter. Ein Gerichtsdrama, konzentriert auf die Aussagen der Überlebenden und die Einlassungen der Täter. Die historische Verortung wird nur über die Kostüme markiert. Filmisch zu würdigen ist besonders der so raffinierte wie virtuose Einsatz von acht Kameras, der auf die Mimik der Zeugen fokussiert worden ist, und im Zusammenspiel von Schnitt und Montage den Rhythmus des Films bestimmt. Das Ensemble der zahlreichen Darstellerinnen und Darsteller besticht durch die verschiedenen Formen verkörperter emotionaler Intensität bei den Zeugen, der Empathielosigkeit bei den Angeklagten. Die geben sich missverstanden, gekränkt, gelangweilt, wollen nur ihre Dienstpflicht getan haben, dass es dem Zuschauer graut, weil er weiß, es sind protokollarisch verbürgte Aussagen. RP Kahls Film zählt ohne Wenn und Aber zu den wichtigsten deutschen Produktionen des Jahres 2024. (RD)