INSIDE

INSIDE (Originaltitel)

Deutschland, Belgien, Griechenland - 2023

DVD - Code 2 - PAL

Was wäre, wenn ein Regisseur für sein Filmdebüt auf einem Studiogelände einen Luxusloft aufbauen und einrichten ließe, ein Smart Home auf dem jüngsten Stand der intelligenten Vernetzung, einen Loft, dessen Panoramaaussicht glaubhaft suggerierte, der Tower befände sich in Bestlage von New York. Die Einrichtung samt Aquarium und Innengarten zeugte von distinguiertem Geschmack, dominiert von Werken der klassischen Moderne bis zu zeitgenössischer Kunst; Gemälde und Fotografien in perfekter Hängung, effektvoll platzierte Skulpturen. Was wäre, wenn dieser Regisseur für die Hauptrolle, für die im Grunde einzige Rolle einen der markantesten und profiliertesten US-amerikanischen Darsteller gewinnen könnte, einen Darsteller, der dafür bekannt ist, an unkonventionellen Projekten mitgewirkt zu haben wie an ANTICHRIST (2009). Was wäre, wenn der Plot dieses Debüts überhaupt nur aus einem einzigen Twist bestünde, und das gleich zu Beginn, nämlich dem, dass sich ein Auftragsdieb in Sachen Kunst infolge einer digitaltechnischen Störung mit einmal gefangen erkennen muss. Wäre das was? Könnte das interessant sein, Suspense entfalten, raffiniert, subtil, ironisch, tragisch, polyreferentiell, metadiskursiv, parabolisch komplex? Ja! Könnte es nicht nur – ist es! Der Film nimmt sich Zeit, eine Extremsituation existentiell detailreich durchzuspielen, wobei er sukzessive existenzialistische Dimension gewinnt. Es geht um Überleben und Sinnstiftung zugleich. Der Loft, inszeniert als Inbegriff von Zivilisation und Kultur, wird im wahrsten Sinne des Wortes zur zweiten Natur, einer lichten Höhle mit eigenen Gesetzen, Gefahren, Unwägbarkeiten. In ihr ist der Protagonist herausgefordert, sich zu bewähren wie Robert Redford als Einhandsegler in dem Hochseedrama ALL IS LOST (2013) oder in eisiger Wildnis Ian Hogg in TO BUILD A FIRE (1969) nach der gleichnamigen Short Story von Jack London. Dass der kunstverständige Dieb im Verlauf vieler Tage selbst künstlerisch tätig wird, ist nur eine der dezent gesetzten Pointen, von denen es in kluger Verteilung etliche gibt. Zum Handlungsschluss selbstverständlich kein Wort, dafür eines zum Filmende. Nach dem Ende die cineastische Freude, diesen Film gesehen zu haben und ihn mit etwas Abstand wieder ansehen zu werden. Das teilt er nämlich mit Kunstwerken: so rasch nicht ausinterpretiert zu sein. (RD)