THE RIDER
Film-Nr.: 16300
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Genre: Drama
Genre: Western
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THE RIDER

THE RIDER (Originaltitel)

USA - 2017

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Chloé Zhao
Darsteller: Brady Jandreau, Mooney, Tim Jandreau, Lilly Jandreau, Leroy Pourier, Cat Clifford
Drehbuch: Chloé Zhao

Sprache: Englisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 99 Min.
Bildformat: anamorph, 2.40:1
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Trailer

Hohe Himmel, einsame Landschaft, dazwischen Pferdefarmen, heruntergekommene Kneipen mit Glücksspielautomaten, hin und wieder ein Rodeo. Die Welt, die Brady Blackburn und seine Familie bewohnen, die Provinz von South Dakota, ist wild, aber eintönig – vor der Kulisse grenzenloser Freiheit sind schmale Lebenswege bereits festgetreten.
Insofern ist Bradys Tragödie besonders bitter: Der Anfang Zwanzigjährige ist ein talentierter Rodeoreiter, ein Star der Szene. Die Handlung von „The Rider“ setzt ein, als er nach einem schweren Sturz Wundklammern aus seiner Kopfhaut zieht, in den Spiegel schaut und keine Perspektive erblickt. Nie mehr soll er reiten, erst recht kein Rodeo. Seine Bestimmung, das Einzige, worin er glaubt, gut gewesen zu sein, ist passé. Mit seinem spielsüchtigen Vater und seiner Schwester, die eine geistige Behinderung hat und zu der er eine liebevolle Beziehung pflegt, fristet Brady nun Zeit an den Unorten dieses Neo-Western: zwischen halb abbezahlten Trailor und in den neonbeleuchteten Gängen eines Supermarkts. Von ihnen aus, sehnt er sich zurück zu den Pferden. Er beginnt, bockige Tiere sanft zu zähmen, sein Gefühl für sie in zugewandten Zärtlichkeiten zu artikulieren. Verdient damit schmales Geld, aber Anerkennung.
„The Rider“ ist weder ein Pferdefilm noch einer, der die Geschichte einer gezähmten Männlichkeit erzählt. Regisseurin Chloé Zhao schafft es, das metaphorische Potenzial dieser sehr amerikanischen Erzählung aufzugreifen, aber offen zu halten. Mit seltenen Ausreißern ins Pathetische gelingt so eine poetische Atmosphäre ruhiger Melancholie.
Zu dieser trägt entscheidend bei, dass Brady Blackburn von Brady Jandreau gespielt wird. Auch sein Vater, seine Schwester und viele weitere Nebendarsteller spielen nur leicht fiktionalisierte Bilder ihrer selbst. Effekt dieser Besetzung ist einerseits, dass etwa die Szenen, in denen Brady mit wilden Pferden umgeht, zu kinematographischen Studien anmutiger Intensität werden. Andererseits verdoppelt dieses Spiel mit Identität und Fiktionalität die Rollenentfremdung des Protagonisten, die der Film beschreibt. Diese doppelte Wirksamkeit sorgt dafür, dass „The Rider“ gleichzeitig eine unmittelbare Anteilnahme und eine abstrahierende Erfahrbarkeit ermöglicht. (Alexander Scholz)