TRANSIT
Film-Nr.: 16273
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Genre: Drama
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TRANSIT

TRANSIT (Originaltitel)

Deutschland, Frankreich - 2018

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Christian Petzold
Darsteller: Franz Rogowski, Paula Beer, Godehard Giese, Lilien Batman, Maryam Zaree, Barbara Auer
Drehbuch: Christian Petzold, Anna Seghers

Sprache: Deutsch
Untertitel: Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte
Laufzeit: 98 Min.
Bildformat: anamorph, 2.39:1
Tonformat: Dolby Digital 2.0, Dolby Digital 5.1
Features: Making-of; Kinotrailer

Georg (Franz Rogowski) will aus Europa fliehen. Er nimmt die Identität des Schriftstellers Weidel an, der Selbstmord begangen hat. Er rettet dessen Manuskripte und nimmt sein Visum, mit dem er nach Mexiko reisen will. In Marseille trifft er auf Marie (Paula Beer), Weidels Frau. Die beiden nähern sich unaufhaltsam an. Marie will indessen mit ihrem Geliebten (Godehard Giese) das Land zu verlassen, aber der Gedanke an ihren Gatten hemmt sie. Sie alle eint ein Halten, eine wabernde, miteinander verbundene Latenz. Fluchtwillen und den Impuls, den Moment vor Katastrophe oder Rettung noch mit einer geliebten Person zu teilen.
„Für die Exilanten wird die Zeit angehalten und dreht sich nicht mehr weiter. Die Vergangenheit, die sie haben, interessiert niemanden. Eine Zukunft haben sie nicht, sie leben nur im Jetzt. Und das Jetzt nimmt sie nicht auf“, sagt Christian Petzold. Bis zu dessen Tod noch gemeinsam mit Harun Farocki verlegt er Anna Seghers 1941/42 entstandenen Roman „Transit“ in die Gegenwart: Statt in einem die vorrückenden Deutschen und das Vichy-Regime fürchtenden Marseille, spielt der Film in der Gegenwart. Die französische Polizei kontrolliert die Straßen der Hafenstadt.
Statt in moralische Schwierigkeiten bringt diese Entscheidung den Film in inszenatorische Notwendigkeiten, denen sich Petzold in seiner Konstruktion der Orte und der Figuren kontrolliert lustvoll hingibt: Das die Protagonisten abweisende Jetzt in „Transit“ ist zeitlos. Es bedarf außerdem keines historischen Ortes, nicht mal einer Kulisse.
Für die ins Flüchtlingsdasein Geworfenen werden indes selbst Identitäten austauschbar. Viel wichtiger sind deren offizielle Beglaubigungen, die in Konsulaten erteilt und gehandelt werden. Der Film beobachtet präzise, wie eine Ordnung zerbröckelt – und wie Fliehende per se Bild dessen sind. Georg und Marie sowie die anderen Figuren sind insofern Metaphern einer politischen Krise. Diese ist wiederum Bild, für das sich vor und zurück sehnende, neue und alte Partner begehrende, stets unerfüllte, verlassene und verlassende Wesen der Figuren. Transit als Umstand der Menschseins. (Alexander Scholz)