Sprache: Japanisch Untertitel: Englisch Laufzeit: 124 Min. Bildformat: 2.35:1, anamorph Tonformat: Dolby Digital 2.0, Dolby Digital 5.1 Features: Intro der Schauspieler; Making-Of; Featurette von Tony Rayns; Bilderglarie; Trailer
Wenn der Anwalt Shigemori sich mit seinem Mandanten Misumi unterhält, blickt er durch Sicherheitsglas. Sein Blick ist zunächst ruhig, Ausweis seines pragmatischen Berufs- und Wahrheitsverständnisses: Ihm geht es nicht um Schuld, Verantwortung, Sühne oder gar Wahrheit. Vielmehr interessiert ihn, wie man das Narrativ des Mordes, welchen Misumi ohnehin bereits gestanden hat, auf für ihn und seinen Mandanten vorteilhafte Begriffe bringen kann. Diebstahl statt Raub, Totschlag statt Mord, Auftrag statt Rache. Zusammen mit seinen Kollegen schlägt er das Gesetzbuch auf und sucht, bar jedes Interesses für die Tat, nach möglichen Tatbeständen.
Zunächst erscheint dieses Verhalten zwar moralisch fragwürdig, aber eben pragmatisch: Der Prolog zeigt den Mord, über den es offenbar keinen Zweifel gibt. Misumi ist allerdings nicht das erste Mal des Mordes angeklagt. Schon einmal hat er eine Haftstrafe wegen eines Doppelmordes verbüßt, schon einmal verstrickte er sich danach in Widersprüche, wurde aber wegen seines Geständnisses verurteilt. Nun droht ihm die Todesstrafe. Wieder wechseln sich die Wahrheiten ab, passt er seine Aussage seiner Situation oder der Strategie des Verteidigers an. Der Mord wird immer vager. Die statischen Bilder immer unklarer.
Hirokazu Koreeda umstellt diesen Thrillerplot mit einen Kabinett an Spiegeln. Die Geschichten Shigemoris, Misumis und des Mordopfers verlaufen teils parallel, gehen ins Private, geben den Fragen nach Schuld und Verantwortung neue Wendungen. Sie alle haben ein junges Mädchen als Bezugspunkt, zu dem ein ungeklärtes Verhältnis der Nähe besteht. Shigemoris Vater war es überdies, der Misumi vor 30 Jahren für dessen erste Morde verurteilte.
Alsbald ist auch das Sicherheitsglas zwischen Anwalt und Mandant verspiegelt, verschwimmen ihre Gesichter. Die Grautöne dieses Noir sind kaum mehr zu unterscheiden, erhellend ist der Film, nicht seine Handlung.
Hirokazu Koreeda, legt hier keineswegs ein Zwischenwerk vor. Trotz seiner visuellen Kargheit, der Präsenz seines dokumentarischen Interesses, ist
„The Third Murder“ nicht spröde, sondern ein Sog der Spannungen und der ambivalenten Reduktion. Bis Dezember muss man warten, um „Shoplifters“, Hirokazus diesjährigen Gewinner der Goldenen Palme, im Kino zu sehen. „The Third Murder“ ist eine gute Gelegenheit, sich daran zu erinnern, was diesen Regisseur ausmacht. (Alexander Scholz)
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