DER HIMMEL WIRD WARTEN
Film-Nr.: 15812
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Genre: Drama
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DER HIMMEL WIRD WARTEN

LE CIEL ATTENDRA (Originaltitel)

Frankreich - 2016

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Marie-Castille Mention-Schaar
Darsteller: Noémie Merlant, Naomi Amarger, Sandrine Bonnaire, Clotilde Courau, Zinedine Soulem, Yvan Attal
Drehbuch: Marie-Castille Mention-Schaar, Emilie Frèche

Sprache: Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 101 Min.
Bildformat: 2.35:1, anamorph
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Interview mit der Regisseurin

Beunruhigend aktuelle Fallstudie über zwei junge Französinnen, die sich vom IS haben anwerben lassen, um für ihren hehren Idealismus in den blutigen Krieg zu ziehen: ins ferne Syrien - oder vor Ort im eigenen Land. Die eine fliegt während der Vorbereitungen eines Anschlags auf, Polizei stürmt das Haus; es folgt ein Arrest unter der Obhut der Eltern und einer betreuenden Pädagogin. Die andere irritiert ihre Mitschüler zwar immer mehr durch Versatzstücke kurios-abstruser Verschwörungstheorien, mit denen sie ein Anwerber füttert, im Internet einen Prince Charming heuchelnd; dennoch wird der schleichende, aber rasante Gesinnungswandel der Davonziehenden ihre Familie ratlos zurücklassen...
Vielleicht auch, weil Frankreich stärker als Deutschland etwa von Terroranschlägen getroffen worden ist - die Angriffsserie vom 13. November 2015, darunter die Bluttaten unterm Bataclan-Publikum, ereignete sich nur kurze Zeit vor Drehbeginn -, hat das Thema der Radikalisierung einheimischer Jugendlicher dort sehr viel rascher auf die Leinwand gefunden - im Film der Regisseurin Mention-Schaar mit Hilfe von Dounia Bouzar, die in Paris ein Zentrum zur Re-Integration eben solcher Teenager leitet und sich selbst spielen darf.
Geduldige Beobachtung, die Klischees und Vorurteile gänzlich auszublenden sucht - die Familien sind bürgerlich-intakt, die beliebte Verknüpfung von islamistischem Terror und Migrationsfragen fällt fast völlig aus -, und das Bemühen die Anfälligkeit der beiden Teenager aus recht alltäglichen Situationen heraus verständlich zu machen, klingen ein bißchen nach Thesenfilm: die ungeheuer intensiv agierenden Schauspieler (allen voran Sandrine Bonnaire) machen aus dem kammerspielartigen Drama eine beklemmend wuchtige Parallelerzählung. Im Ausblenden jeglicher politischen Dimension vielleicht nicht ganz überzeugend, aber unbedingt sehenswert! (Stefan Nottelmann)