FRANTZ
Film-Nr.: 15631
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Genre: Drama
Genre: Romanze
Genre: Krieg
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FRANTZ

FRANTZ (Originaltitel)

Deutschland, Frankreich - 2016

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Francois Ozon
Darsteller: Pierre Niney, Paula Beer, Ernst Stötzner, Marie Grubner, Johann von Bülow, Anton von Lucke
Drehbuch: Francois Ozon, Philippe Piazzo, Ernst Lubitsch

Sprache: Deutsch
Untertitel: Französisch, Deutsch für Hörgeschädigte
Laufzeit: 109 Min.
Bildformat: anamorph, 2.40:1
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Trailer; Licht-und Kostümstudien; Entfernte Szenen; Plakate in Venedig; FRANTZ in Venedig

Nach bald zwei Dekaden oft herausragender Werke muß man François Ozon, so vergleichsweise jung er mit seinen fünfzig Jahren immer noch ist, langsam, aber sicher zu den modernen Klassikern des französischen Kinos rechnen. Sein jüngster Film, zu brilliantem Schwarz-Weiß zurückkehrend und nach ANGEL überhaupt erst der zweite, der in einer nur noch historisch zugänglichen Zeit angesiedelt ist, unterstreicht diesen Anspruch aufs Überzeugendste, auch weil er mit seinem sehr punktgenau angezielten Thema der Versöhnung zweier erbitterter Weltkriegsfeinde aktueller kaum sein könnte…
1919, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, fällt im kleinen Quedlinburg ein Franzose am Grabe eines deutschen Soldaten auf; er stellt sich schließlich der Verlobten des Gefallenen, Anna, und deren Schwiegereltern als ein mit Frantz Befreundeter vor, kann auch - trotz des allgemein herrschenden anti-französischen Ressentiments und deutsch-nationaler Gesinnung - die Sympathien der beiden Älteren und Annas langsam wieder sich öffnendes Herz für sich gewinnen. Aber die zögerlich sich entspinnende Romanze nimmt gänzlich unerwartete Wendungen…
Die raffinierte Entwicklung mit ihrer Spiegelung der zunächst in Deutschland spielenden Geschichte an der Fortsetzung in Paris ist erneut von bestechender Eleganz in Bild und Schnittrhythmus, und das Flair einer anderen Zeit ist behutsam eingefangen, ohne zum penibel-korrekten Korsett für das im Verlaufe des Films immer stärker durchbrechende Kernthema Ozons - das befreiende, aber stets gefährdet bleibende Ausprobieren fingierter, auch erschwindelter Rollen und Identitäten - zu werden, in dieser Hinsicht eher dem Reitz-Epos über DIE ANDERE HEIMAT als verbiesterter Geschichtspädagogik à la Haneke (DAS WEISSE BAND) vergleichbar, den beiden großen in S/W gezeigten Geschichtsdramen aus jüngerer deutscher Produktion. Und gerade mit Paula Beer ist Ozon ein Glücksgriff geraten: ihre Anna bleibt niemals blass, hält mit fein nuanciertem Spiel die Spannung stets aufrecht und ist schauspielerisch zweifellos das Herzstück des Ganzen…
Wenn es etwas gibt, was dieses wunderschön anzuschauende Werk etwas eintrübt, dann ist es die doch arg das Geschmäcklerische streifende Musik von Ozons Hauskomponisten Philippe Rombi, die dem Film eine Bravheit und Biederkeit injiziert, die seine Bilder nicht haben…
(Stefan Nottelmann)