DAS GEHEIMNIS DES MARCELINO
Film-Nr.: 15496
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Genre: Komödie
Genre: Drama
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DAS GEHEIMNIS DES MARCELINO

MARCELINO PAN Y VINO (Originaltitel)

MARCELINO (Alternativtitel)

Spanien, Italien - 1955

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Ladislao Vajda
Darsteller: Pablito Calvo, Rafael Rivelles, Antonio Vico, Ferando Rey, Juan Calvo, José Marco Davó
Drehbuch: Jose M. Sanchez Silva

Sprache: Deutsch, Spanisch, Italienisch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 86 Min.
Bildformat: 1.33:1
Tonformat: Dolby Digital 2.0
Features: Deutsche Kinofassung (85 Min.); Kinotrailer; Bildergalerie

Filme mit ausgesprochen religiöser, dezidiert christlicher Thematik sind im Filmgeschäft rar geworden - sei es, weil auch die filmische Beschäftigung mit einem wie immer gearteten Glaubensleben meist sofort in Kirchenkritik umschlägt (das jüngste Beispiel der diesjährige Oscar-Gewinner SPOTLIGHT), sei es, weil man einem im Wortsinne wunderbaren Geschehen größere Schauwerte abgewinnen kann, wenn man es ins Fantasy-Genre verlagert. Tatsächlich wäre es nicht abwegig, sich die Legende, als die der Marcelino-Film selbst seine Erzählung ausgibt, als Vordeutung auf andere - spätere - spanische Produktionen wie Víctor Erices EL ESPÍRITU DE LA COLMENA oder Guillermo del Toros EL LABYRINTO DEL FAUNA vorzustellen, die man vorsichtig dem Horrorgenre zurechnen könnte: Das Findelkind Marcelino wächst, allen fehlschlagenden Bemühungen zum Trotz, ihm eine neue Familie zu finden, in einem Franziskanerkloster bei Mönchen auf, die ihn liebevoll umsorgen und dem lausbübischen Sonnenschein viele Freiheiten lassen; eines aber soll der kleine Junge nicht: der Dachboden bleibt für ihn tabu. Neugierig, wie ein Junge nun mal ist, lugt Marcelino dann aber doch hinein und entdeckt ein großes Kruzifix mit einer hageren, abgemagert dreinschauenden Christusfigur. Voller Mitleid stibitzt er Brot und Wein - die Kommunionsgaben der katholischen Messfeier -, um den Gekreuzigten zu stärken. Und wirklich: seine Gaben werden angenommen?
Filmisch von Ladislao Vajda - hierzulande durch seine meisterliche Dürrenmatt-Adaption ES GESCHAH AM HELLICHTEN TAGE in guter Erinnerung - handwerklich solide in Szene gesetzt, ohne sonderlich aufzufallen, ist er von der alptraumhaften Dichte der beiden vorgenannten Werke weit entfernt und teilt jene schlichte, in diesem Falle dezidiert dem kindlichen Gemüt Marcelinos nachempfundene Erzählhaltung, die man aus vielen italienischen Filmen der fünfziger und sechziger Jahre mit christlichen Sujets kennt, ob nun ein Rossellini oder ein Pasolini Regie führte (FRANCESCO GUILLARE DI DIO etwa bzw. IL VANGELO ANGELO SECONDO MATTEO): im Resultat vielleicht gerade deswegen durchaus anrührend, zumindest in seiner unverstellten Frömmigkeit einen Ton anschlagend, den man seither so nicht mehr kennt. Was man leider von der kitschigen Streicherseligkeit nicht sagen kann, die wohl schon damals empfindlicheren Hörern eine Geduldsprobe auferlegt hat? - Für die meisten Filmgucker wohl nur als Zeitdokument von Interesse; als solches aber nur eines von vielen Beispielen, zu denen auch der Bresson von LES DAMES DE BOIS DE BOULOGNE gehört? (Stefan Nottelmann)