DIE HURE
Film-Nr.: 15444
auf Facebook teilen
Genre: Drama
zurück

DIE HURE

WHORE (Originaltitel)

USA, Grossbritannien - 1991

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Ken Russell
Darsteller: Theresa Russell, Benjamin Mouton, Antonio Fargas, Elizabeth Morehead, Daniel Quinn, Sanjay Chandani

Sprache: Englisch, Deutsch
Laufzeit: 82 Min.
Bildformat: 1.85:1, anamorph
Tonformat: Dolby Surround

Als Antwort auf den märchenhaften PRETTY WOMAN lanciert, ist Russells (gleichfalls in L.A. angesiedelter) WHORE nicht nur um eine deutlich realistischere Schilderung von Prostitution bemüht als der Riesenhit mit Julia Roberts und Richard Gere, er nimmt sich auch im ?uvre Ken Russells als (im Vergleich natürlich) erstaunlich ruhig und unaufgeregt aus: die theatralischen Exzesse der siebziger Jahre im eigenartigen, aber doch merkwürdig stimmigen Schnittfeld von Russ Meyer, Derek Jarman und Fellini waren im Laufe der Achtziger nur unwesentlich abgemildert worden, und auch in WHORE merkt man immer wieder den Spaß an etwas schrilleren Fetischen, die Liz (Nic Roeg-Ehefrau Russell) - eher zufällig während einer mauen Nachtschicht in einem Diner ins Gewerbe hineingeschlittert - mit belustigt-gelangweiltem Argwohn und nicht selten ehrlich verblüfft bedienen muß. Aber die coole Werbeästhetik mancher Szene wird immer wieder aufgebrochen durch eine erstaunlich schonungslose Sicht auf die Männerwelt, in der Liz sich behaupten muß: der gewalttätige Ehemann, dem sie entfliehen konnte, ist recht bald durch einen kaum weniger gefährlichen Zuhälter ersetzt, Passanten, die sie auf ihrer Suche nach zahlungskräftigen Freiern umwirbt, offenbaren einen ziemlich häßlichen Blick auf die Frauen, und daß es bei dem Ganzen weniger um Sex als vielmehr um Macht geht, bleibt der taffen, zwar unambitionierten, aber mit zähem Selbstbehauptungswillen ausgestatteten Mutter eines irgendwo im Heim aufwachsenden Jungen nicht allzu lange verborgen?
Kein mitreißender Film - dafür ist sein Blick auf die Welt, in der Liz sich bewegt, viel zu ernüchternd -, aber doch ein erfreulich gelungener und ziemlich moderner: der häufige Off-Kommentar, mit dem Russell in einer ihrer stärksten Auftritte die meist eher unschönen Erfahrungen von Liz dem Zuschauer überraschend klaglos und selbstbewußt mitteilt, findet sich nur leicht variiert in Lucy Prebbles großartiger SECRET DIARY OF A CALL GIRL-Serie wieder? Als Bonbon gibt's ein Wiedersehen mit Blaxploitation-Ikone Antonio Fargas, der als obdachloser Überlebenskünstler in bedrohlicher Situation dringend benötigte Hilfe leistet. (Stefan Nottelmann)