DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER
Film-Nr.: 15310
auf Facebook teilen
Genre: Drama
Genre: Politik
zurück

DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER

DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER (Originaltitel)

Deutschland - 2015

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Lars Kraume
Darsteller: Rüdiger Klink, Burghart Klaußner, Andrej Kaminsky, Jörg Schüttauf, Carolin Stähler, Sebastian Blomberg
Drehbuch: Lars Kraume, Olivier Guez

Sprache: Deutsch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Laufzeit: 105 Min.
Bildformat: 2.35:1
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Making Of, Interviews, Audiokommentar mit Lars Kraume und Burghart Klaußner

Eine ganze Reihe wissenschaftlicher und biographischer Arbeiten, die jüngst erfolgte Veröffentlichung des Briefwechsels mit Thomas Harlan (dem Sohn des JUD SÜSS-Regisseurs), die Frankfurter Ausstellung über ihn (die ab diesem Monat Station in Köln macht) bemühen sich, mit Fritz Bauer einen Mann gebührend zu ehren, dessen gegen massivste Widerstände hartnäckig durchgehaltene und in die Auschwitz-Prozesse mündende Ermittlungsarbeit gegen Nazi-Verbrecher das Selbstverständnis der jungen Bundesrepublik grundlegend zu revidieren begonnen hat; man darf vermuten, daß dieses Land ohne den Aufklärungswillen Bauers heute ein sehr viel anderes wäre. Erfreulich also, wenn auch das deutsche Kino und Fernsehen ihren Beitrag leisten, diesen einer breiteren Öffentlichkeit wohl immer noch weitgehend unbekannten Mahner ins Rampenlicht zu rücken. Erst vor anderthalb Jahren war mit IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS die mühselige Vorbereitung der Auschwitz-Prozesse zum Thema gemacht und Bauer als im Hintergrund agierende Nebenfigur eingeführt worden; in Lars Kraumes Kammerspiel tritt der jüdische Remigrant endgültig hervor - allerdings in einer Weise, die einem nicht behagen muß. Der durchaus richtige Ansatz, die Einsamkeit Bauers ("Wenn ich mein Zimmer verlasse, betrete ich feindliches Ausland?") aus der Atmosphäre Adenauer-Deutschlands zu erklären, das sich gegen eine Durchleuchtung der Nazi-Vergangenheit vermeintlich unbescholtener Bürger vehement wehrt - den beiden schmierig-intriganten Gegenspielern Bauers (Jörg Schüttauf, Sebastian Blomberg) zuzusehen ist schauspielerisch eine Freude -, wird vom Drehbuch dadurch zugespitzt, daß jene Punkte dramaturgisch ausgereizt werden, die zwar biographisch gestützt, im Lebenswerk Bauers aber doch wohl nicht die entscheidenden sind: die (als Landesverrat einzustufende) Kooperation mit dem Mossad beim Aufspüren Eichmanns, die einen filmisch reichlich unmotivierten Abstecher nach Argentinien einleitet, und Bauers vermutete (und seinerzeit gleichfalls strafbare) Homosexualität, die ihn juristisch und moralisch angreifbar macht. Der Einfall, ihm einen ebenfalls schwulen Staatsanwalt zur Seite zu stellen, um diese Facette überhaupt irgendwie beleuchten zu können, ist allerdings durch seine unverhältnismäßige Gewichtung im Filmganzen ziemlich mißglückt (nicht zuletzt durch einen eher peinlich geratenen BASIC INSTINCT-Moment)? Davon unberührt bleibt die bewundernswerte Leistung Burghart Klaussners (DAS WEISSE BAND), der mit der handwerklichen Finesse eines gelernten Bühnenschauspielers den unbequemen Anwalt als knorrige, sperrige, etwas verbiesterte Figur gibt und nicht minder überzeugt als Ulrich Noethen in der jüngst ausgestrahlten Fernsehproduktion DIE AKTE GENERAL.(Stefan Nottelmann)