ELSER
Film-Nr.: 15193
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Genre: Drama
Genre: Historie / Kostüm
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ELSER

ELSER (Originaltitel)

Deutschland - 2015

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Oliver Hirschbiegel
Darsteller: Christian Friedel, Katharina Schüttler, Burghart Klaussner, Johann von Bülow, Felix Eitner, David Zimmerschied
Drehbuch: Léonie-Claire Breinersdorfer, Fred Breinersdorfer

Sprache: Deutsch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Laufzeit: 109 Min.
Bildformat: 2.40:1
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Making-of, Interviews mit Darstellern und Regisseur, Einführung, Audiokommentar von Christian Friedel und Oliver Hirschbiegel, Geschnittene Szenen, Kinotrailer

Pünktlich zum 70. Todestag des 1945 in Dachau umgebrachten Georg Elser in die deutschen Kinos gebracht, ist ELSER - ER HÄTTE DIE WELT VERÄNDERT leider ein weiteres von mittlerweile sich doch unangenehm häufenden Beispielen für eine auf die Nazi-Zeit ausgesprochen spezialisierte Sparte der deutschen Filmindustrie, und mit Oliver Hirschbiegel (DER UNTERGANG) hat man einen in diesem Sujet bereits äußerst erfolgreichen (wenn auch für seinen Hitlerfilm heftig gescholtenen) Regisseur bei der Hand gehabt. Daß das Schicksal des auch in der Bundesrepublik lange verfemten süddeutschen Schreiners, dessen kurz nach Kriegseintritt 1939 begangenes Bombenattentat auf die im Münchner Bürgerbräukeller versammelte Führungsriege der NS so unglücklich mißlang, trotz der Pioniertat Klaus Maria Brandauers (GEORG ELSER - EINER AUS DEUTSCHLAND von 1989) immer noch viel Erzählenswertes bereithält, ist zweifellos richtig, und die um historische Korrektheit bemühte Drehbuchvorlage für den Hirschbiegel-Film insofern sachlich sauberer als Brandauers Rehabilitierungsversuch gearbeitet. Aber ob es um die Kameraarbeit geht, die das Beklemmende der nach und nach selbst in Elsers Heimatörtchen Einzug haltenden ideologischen Gleichschaltung durch trister, fahler werdende Farben oder (in den Verhörszenen) ein Hochglanz-Grau-in-Grau anzeigen will, oder die zwar sehr solide, aber eben auch nur routiniert komponierte Musik von David Holmes, ob um die ungeheuer professionelle Ausstattungsarbeit oder um die mit eingespielten Stereotypen arbeitende Charakterisierung der Figuren: man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß man all das in gleicher Machart unterdessen schon im Fernsehprogramm in Dauerschleife geboten bekommt?
Das ist umso bedauerlicher, als daß der Versuch zu zeigen, warum denn aus Elser, einem eher unpolitischen Menschen, ein Attentäter hat werden können, warum er aber auch, der Ungläubigkeit der beiden verhörenden Offiziere zum Trotz, in einer von Mitläufertum bestimmten Umgebung ein Einzeltäter hat bleiben müssen, mit den ständigen Rückblenden auf eine unbeschwertere, sich erst mit der ausbreitenden Gesinnungsdiktatur der braunen Machthaber rasch verdunkelnde Zeit den gar nicht mal dummen Ansatz verfolgt, jenes Deutschland, das Elser von Hitler befreien wollte, in einer Art positiven Heimatfilm vor Augen zu stellen. Aber auch hier sind - wie im Verhör und bei der Folter - die Film- und Darstellergesten zu verbraucht, um echtes Interesse oder auch nur Lust am Zuschauen wecken zu können; bei dem Aufgebot bester Schauspieler fast schon eine eigene Leistung?
Bei aller ehrenwerten Absicht politisch aufzuklären eine im Ergebnis doch ernüchternd schwache Produktion. Vielleicht sollte sich Hirschbiegel mal wieder auf thematisch ja gar nicht so weit entfernte, aber ungleich gelungenere Kammerspiele wie DAS URTEIL besinnen - eine kleine Fernsehproduktion von 1997, die auf so viel mehr hat hoffen lassen, als mit den auf Erfolg getrimmten Großprojekten (neben DER UNTERGANG natürlich DAS EXPERIMENT; und jetzt ELSER) eingelöst worden ist.(Stefan Nottelmann)