BAXTER!

BAXTER! (Originaltitel)

USA, Grossbritannien - 1973

DVD - Code 2 - PAL

Lohnende Wiederveröffentlichung dieses britischen Familiendramas - wie es aussieht, das erste DVD-Release des Films seit seinem Kinostart im Jahre 1973 - in dessen Mittelpunkt die Titelfigur, der zwölfjährige Roger Baxter steht, der infolge eines ihn sehr belastenden Sprechfehlers das 'r' nicht richtig aussprechen kann und sich allen Leuten mit dem einfacheren 'Baxter' vorstellt. Und tatsächlich bekommt das im Gepäck seiner lieblosen Mutter aus den Staaten nach London übergesiedelte Scheidungskind reichlich Gelegenheit dazu, lernt Baxter doch in den Obermietern und in der in etwa gleichaltrigen kecken Nemo Menschen kennen, die ihn mit spürbarer Herzenswärme aufnehmen und ihn so ernstnehmen wie er ist; nicht zuletzt ist es die manchmal betulich wirkende, aber ihre Aufgabe doch peinlich genau nehmende Therapeutin, in der er so etwas wie einen Mutterersatz findet?
Über weite Strecken ein durch seinen erstaunlich realistischen Ansatz sehr eindringlicher Film, in dem die hohe Qualität britischer Produktionen mit Jugendlichen im Zentrum einen weiteren Triumph feiert - auch dank des Baxter-Darstellers Scott Jacoby, der von einer ganzen Reihe hochkarätiger Schauspielerleistungen flankiert wird (besonders Jean-Pierre Cassel bleibt im Gedächtnis hängen).
Wenn zum Schluß hin aufgrund eines tragischen Vorfalls der Tränenfluß auch etwas überhand zu nehmen droht, so hat man doch nie das Gefühl, einem tear-jerker-Schema aufzusitzen? In der Weise, wie über die Schwierigkeiten dieses Jungen sehr geschickt und eher hintergründig gesellschaftliche Tendenzen aufgegriffen werden - zerbrechende Ehen, Eltern, die über ihrem Wunsch nach Selbstverwirklichung die eigenen Kinder aus den Augen verlieren -, durchaus bemerkenswert (Baxter ist ein entfernter Verwandter des Problemkinds in Ashbys HAROLD AND MAUDE, der zwei Jahre zuvor herausgekommen war). Als inszenatorisch doch typischer 70er-Film vielleicht nichts für jeden; für Freunde des ernsthaften Jugendfilms aber schon alleine Scott Jacobys wegen eigentlich Pflicht! (Stefan Nottelmann)