DER SANFTE LAUF
Film-Nr.: 15096
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Genre: Drama
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DER SANFTE LAUF

DER SANFTE LAUF (Originaltitel)

Deutschland - 1967

DVD - Code 0 - PAL

Regie: Haro Senft
Darsteller: Bruno Ganz, Verena Buss, Wolfgang Büttner, Lia Eibenschütz, Hans Putz, Dany Mann
Drehbuch: Haro Senft, Hans Noever

Sprache: Deutsch
Laufzeit: 89 Min.
Bildformat: 16:9
Tonformat: Mono
Features: Kurzfilme: XY; DIE BRÜCKE; VON SECHS BIS SECHS; PATIENCE; KAHL; PLAKATE DER WEIMARER REPUBLIK; AUTO AUTO; Berlinale 2012 - Laudation von Dieter Kosslick

Heutzutage als Kino-Debüt des damaligen Mitt-Zwanzigers Bruno Ganz beworben, sieht man den ersten, weitgehend wohl unbekannten Langfilm von Haro Senft vor allem als Dokument jenes Umbruchs, der symbolisch, aber auch organisatorisch mit dem (von Haro Senft mitverfaßten) 'Oberhausener Manifest' einsetzte und die Bewegung des Neuen Deutschen Spielfilms einleitete. In schlichter, unprätentiöser s/w-Photographie hält der Film den Konflikt des jungen Bernhard Krahl mit seiner durch und durch opportunistischen Umgebung fest: die bundesrepublikanische Wirklichkeit der sechziger Jahre mit dem merklichen Wohlstand, aber auch der Biederkeit als Erbe der Wirtschaftswunder-Jahre scheint bemerkenswert gut getroffen, insbesondere im Typen des machtbewußten, selbstgefällig-skrupellosen Industriekapitäns, dem Wolfgang Büttner als erfolgreicher Bauunternehmer markante Züge verleiht. Ausgerechnet an ihn gerät der wegen einer Handgreiflichkeit gegen einen Ewiggestrigen von der Technischen Hochschule geflogenen Krahl, der, über seine neue Freundin in die Industriellenfamilie hineingeraten, seinen langsam anrollenden beruflichen Aufstieg unwissentlich der Strippenzieherei des Bauunternehmers verdankt?
Die im Manifest verkündete Abkehr von 'Opas Kino' ist sicher noch nicht so deutlich vollzogen wie in den frühen Filmen von Senfts sehr viel berühmter gewordenen Autorenfilmer-Kollegen: die Welt der Väter der in diffuser Rebellion aufbrechenden Jugend spielt noch eine ganz erhebliche Rolle, die innere und äußere Revolte des schon hier auffallend guten, mit hintersinnigem Lausbubencharme spielenden Ganz in der Rolle des Bernhard Krahl wirkt noch sehr verhalten. Fast ist DER SANFTE LAUF so etwas wie eine sehr rare Zwischenstufe auf der Linie der (satirisch ungleich schärferen) DAS MÄDCHEN ROSEMARIE und WIR WUNDERKINDER zur (visuell ungleich reicheren) Sensibilität des jungen Wim Wenders? Gerade in seiner Unparteilichkeit, die auch Seitenhiebe auf die junge Bohème zuläßt, ein sehr taugliches Fernrohr in die bundesdeutsche Filmgeschichte; macht neugierig auf die Sammlung DIE 'OBERHAUSENER' der Edition Filmmuseum! (Stefan Nottelmann)