DIE WOLKEN VON SILS MARIA
Film-Nr.: 15091
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Genre: Drama
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DIE WOLKEN VON SILS MARIA

THE CLOUDS FROM SILS MARIA (Originaltitel)

Deutschland, Frankreich, Schweiz - 2014

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Olivier Assayas
Darsteller: Juliette Binoche, Kristen Stewart, Chloe Grace Moretz, Lars Eidinger, Johnny Flynn, Angela Winkler
Drehbuch: Olivier Assayas

Sprache: Englisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte
Laufzeit: 118 Min.
Bildformat: 2.35:1, anamorph
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Hörfilm-Fassung, Interview mit Olivier Assayas, Trailer

Das Ableben eines Schriftstellers, dessen Theaterstück ihre Karriere angestoßen hatte, läßt eine Schauspielerin in ihren späten Vierzigern das Angebot eines jungen Regisseurs annehmen, jenes Drama über das letztlich tödlich endende Beziehungsdickicht zweier Frauen erneut zu inszenieren - diesesmal allerdings mit veränderter Rollenbesetzung: anstatt wie früher die jüngere, verführerisch angelegte Frauenfigur Sigrid zu spielen, soll Maria Enders (Juliette Binoche) nun die ältere der beiden, die der jüngeren erlegene Helena geben; der Part der Sigrid geht an einen Hollywood-Shooting Star, die mit ihren Skandälchen auch in den Gazetten für reichlich frischen Wind sorgt. Widerwillig damit hadernd, daß diese Umstellung sie auch mit dem eigenen Älterwerden im Umfeld eines gnadenlos auf Jugendlichkeit angelegten Show Biz zwingt, zieht sich Enders mit ihrer eng vertrauten Assistentin Val (Kristen Stewart) für Textproben in das Idyll von Sils-Maria im schweizerischen Engadin zurück - jenem Örtchen, nach dessen eigenartigem Wetterphänomen herabsinkender Wolken das Theaterstück benannt ist?
Von Anfang an sehr komplex angelegt, entwickelt das klug disponierende Drehbuch die Spiegelung des Wirklichen am Theaterstoff und an den Bühnencharakteren zu einem immer dichteren Beziehungsgeflecht, das nicht nur - gerade in der erotisch unterfütterten Arbeitsbeziehung zwischen der Enders und Val - zunehmend unklarer werden läßt, ob gerade die Person oder die eingeübte Theaterfigur spricht und handelt, sondern auch die kulturelle Kluft deutlich werden läßt, die sich zwischen den unterschiedlichen Generationen auftut. Umso gelungener der Besetzungscoup, den Assayas mit der Binoche, Kristen Stewart und Chloë Grace Moretz gelandet hat, die allesamt mit den Rollen, die ihnen Popularität verschafft haben, spielen und sie zugleich hinter sich lassen dürfen; gerade für Stewart mit einer ihrer stärksten Darbietungen beste Gelegenheit, eindrücklich zu unterstreichen, daß sie zu weit mehr als zum Postergirl für TWILIGHT-Fans taugt. (Aber auch KICK-ASS-Amazönchen Moretz ist als Paparazzi-gejagtes YouTube-Futter herzerfrischend!) - Die sehr elegante Inszenierung von Assayas läßt den Schauspielerinnen den nötigen Raum, um den Zuschauer in den Bann zu schlagen, läßt aber immer auch die eigene Brillianz durchblicken (die Zugfahrt zu Beginn, der FakeBlockbuster).
Manchmal mag man das Tempo als bedächtig und getragen empfinden - der Griff zu Musik von Pachelbel und Händel tut das Seinige dazu; das kann, wenngleich es noch stärkere, kühnere, mitreißendere Filme des Franzosen gibt (IRMA VEP bietet sich zum Vergleich an), den großartigen Gesamteindruck nicht schmälern? (Stefan Nottelmann)