MISSVERSTANDEN
Film-Nr.: 15082
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Genre: Drama
Genre: Familie
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MISSVERSTANDEN

INCOMPRESA (Originaltitel)

Frankreich, Italien - 2014

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Asia Argento
Darsteller: Giulia Salerno, Charlotte Gainsbourg, Gabriel Garko, Mario Bois, Olimpia Carlisi, Anna Lou Castoldi
Drehbuch: Asia Argento, Barbara Alberti

Sprache: Italienisch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 102 Min.
Bildformat: 1.66:1
Tonformat: Dolby Digital 5.1

Etwas weniger schrill als ihr Debüt SCARLET DIVA und nicht ganz so bedrückend wie der vor über einer Dekade nachgelegte THE HEART IS DECEITFUL ABOVE ALL THINGS, ist INCOMPRESA die bislang rundeste Regiearbeit des italienischen Tausendsassas - insgesamt aber immer noch eine so überzeugende Schilderung einer krass dysfunktionalen Familie, daß man nur hoffen kann, der Stoff möge nicht allzu autobiographisch sein: ein Vater, der die heiß ersehnte Filmkarriere aus allen Rohren torpediert, eine Mutter, die einer Laufbahn als Pianistin nachhängt, zwei ältere Schwestern, die sämtliche überhaupt übrige Aufmerksamkeit der Eltern auf sich ziehen - die neunjährige Aria (von Giuliua Salerno mit beeindruckender darstellerischer Reife gespielt) hat in ihrem Zuhause nicht allzu viel zu lachen und in einer schwarzen Katze, die sie auf den Straßen Roms aufgelesen hat, ihren treuesten Freund?
Filme über Problemfamilien gibt's natürlich allerhand; aber derart kaputte Beziehungen sind auch heute noch nicht Kinoalltag, vor allem nicht in dieser inszenatorischen Dichte: der in den Achtzigern spielende Film erinnert in seinem visuellen Reichtum - Interieurs, die vollgepropft sind von liebevoll ausgesuchter, aber andererseits auch unordentlich wirkender Deko; schräge, sehr gesuchte Kameraperspektiven; eine Mischung von fahlen und sehr satten, warmen Farben, die eine Augenweide ist? - eher an überbordende Melodramen der Siebziger (Zulawskis NACHTBLENDE kommt einem in den Sinn) und italienische Gialli, deren Filmsprache Asia Argento über ihren berühmten Vater zweifellos in- und auswendig beherrscht. Musikalisch dagegen betont Argento mit zahlreich beigesteuerten Eigenkompositionen (auch Placebos Brian Molko ist vertreten) eher eine punkige Attitüde, die den extremst connaisseurhaft zusammengestellten Soundtrack bestens ergänzt und ein ungemein stimmiges Zeitgefühl erschafft, ohne irgendwelche allerweltsbekannten Klassiker bemühen zu müssen. - Sicher eher für den extremeren Geschmack; das war bei Argento noch nie anders zu erwarten (kein Wunder, daß sie die Rolle der Mutter der geistesverwandten Charlotte Gainsbourg anvertraut hat). Aber unter dieser Voraussetzung ein grandioser Film! (Stefan Nottelmann)