TRAUM MEINES LEBENS
Film-Nr.: 14859
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Genre: Drama
Genre: Romanze
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TRAUM MEINES LEBENS

SUMMERTIME (Originaltitel)

USA, Grossbritannien - 1955

DVD - Code 2 - PAL

Regie: David Lean
Darsteller: Katharine Hepburn, Rossano Brazzi, Isa Miranda, Darren McGavin, Mari Aldon, Jane Rose
Drehbuch: H.E. Bates, David Lean, Donald Ogden Stewart, Arthur Laurents

Sprache: Englisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 96 Min.
Bildformat: 1.33:1
Tonformat: Dolby Digital 1.0

Als meisterhafter Erzähler hatte sich Lean längst einen Namen gemacht - ob mit Adaptionen einiger Noël Coward-Stücke oder mit seinen berühmten Dickens-Verfilmungen -, als er mit SUMMERTIME einen überraschend anderen Weg einschlug: Von seinem generösen Produzenten Alexander Korda unterstützt, arbeitete er nicht, wie es die Kostendeckelung im Normalfall erzwang, im Studio, sondern drehte vor Ort in Venedig - "Photographed entirely in Venice" verkündet der Vorspann stolz -, eine Stadt, die ihn nachhaltig in ihren Bann schlug. Eine Erfahrung, die auch Jane Hudson (Katharine Hepburn) machen darf, eine selbstbewußte Amerikanerin auf dem Wege zur alternden Jungfer, die mit großen Hoffnungen zu der einmaligen Lagunenmetropole aufgebrochen ist: Gleich mit ihrer Ankunft steht sie in einer gänzlich anderen kulturellen Umgebung, und was ein ebenfalls amerikanisches Touristenpaar ihr vor Augen stellt - das emsige Abarbeiten von Sehenswürdigkeiten nach rigidem und eisern durchgezogenem Zeitplan -, kommt für die von der Schönheit ihrer Umgebung, dem Gesang des Zimmermädchens und der lässig-trägen dolce vita der Italiener Verzauberte erst gar nicht in Betracht. Und so geraten denn die zumeist allein unternommenen Spaziergänge mehr und mehr zur mäandernden Erkundungsreise, die ihr mit jedem Gässchen, mit jedem Kanal, mit jeder steil aufschießenden Häuserfront neu die Augen öffnet.
Leans Kameramann Jack Hildyard weiß durch wirklich großartige Verwendung der Technicolor-Palette und aufmerksam entdeckte Perspektiven Janes irritiert-entzückte Stimmung auf den Zuschauer zu übertragen, ob man nun mit ihr den sonnenüberfluteten Markusplatz betritt oder auf einer Gondel an verschatteten Hausfassaden vorbeigleitet; besonders schön der Widerschein des nächtlichen Feuerwerks auf den vom Mondlicht beschienenen Gebäudemauern - ein Reichtum von Farbnuancen und -mischungen, der an die besten Filme eines Douglas Sirk heranreicht?
Überhaupt rückt Lean, mit seinen späteren Leinwandepen gerade für eine Erzählkunst gerühmt, die gleichzeitig straff und mit langem Atem dramatisiert, durch SUMMERTIME in die Nähe von Regisseuren, mit denen man ihn für gewöhnlich wohl nicht verbinden würde: Die ganz von Stimmungen beherrschte Szenerie erinnert an den erstaunlichen, noch einmal impressionistischer angelegten THE RIVER von Jean Renoir, der sich an Indien nicht sattsehen kann, und wenn die (zum Schluß hin wenig überzeugenden) melodramatischen Züge Leans Filmromanze vor dramaturgischer Auflösung bewahren, ist eine gewisse Nähe zu jener durch Rossellinis VIAGGIO IN ITALIA vorbereiteten, mit Antonioni dann zum Durchbruch gekommenen Ästhetik doch unverkennbar, handlungsleere, rein optisch-akustische Situationen entstehen und so den Erzählfluß stillstellen zu lassen?
Heben die inszenatorischen Qualitäten den Film weit über das Mittelmaß der seit den 50ern (hüben wie drüben) zahlreich produzierten Italienreisen heraus, die 'Newsweek'-Kolumnistin Sarah Ball als "Gelato for the Soul" verspottete, wartet SUMMERTIME auch mit einer bemerkenswerten Leistung Katharine Hepburns auf: einerseits stolzer, aber durch Anflüge schmerzlicher Einsamkeit bekümmerter Single, andererseits sehr leutselig und mit gelegentlichen Kostproben ihres komödiantischen Talents, läßt sie das Aufblühen ihres Herzens mitempfinden, ohne Sentimentalität bemühen zu müssen? (Stefan Nottelmann)