12 YEARS A SLAVE
Film-Nr.: 14682
auf Facebook teilen
Genre: Drama
Genre: Historie / Kostüm
Genre: Biopic (Portraits)
Genre: Oscar - Bester Film
zurück

12 YEARS A SLAVE

12 YEARS A SLAVE (Originaltitel)

USA, Grossbritannien - 2013

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Steve McQueen
Darsteller: Chiwetel Ejiofor, Michael K. Williams, Michael Fassbender, Benedict Cumberbatch, Paul Dano, Paul Giamatti, Brad Pitt
Drehbuch: John Ridley

Sprache: Englisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte
Laufzeit: 129 Min.
Bildformat: anamorph, 2.40:1
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: drei Featurettes, Vom Buch zum Film, Trailer

Man muß die bigotte Heuchelei nicht nur deutscher Zeitungskritiken, die den Eindruck erwecken, als erfahre man erst aus dem Film von McQueen, wie schlimm doch die Sklaverei gewesen ist, nicht mitmachen, um den dreifachen Oscar-Gewinner für die bisher wohl eindringlichste Auseinandersetzung Hollywoods mit dem Thema zu halten.
Oberflächlich mag es eine unleugbare Nähe zum 'torture porn' sein - von Armond White im fast einzigen Verriß des Films dem Ganzen geradezu angewidert zur Last gelegt -, die 12 YEARS A SLAVE von früheren Annäherungen an eines der finstersten Kapitel amerikanischer Geschichte absetzt: die Auspeitschungsszene etwa ist in der Tat unerbittlich brutal, und die für jedes Mitgefühl unempfängliche Herzlosigkeit, mit der beim Verkauf der Sklaven eine flehende Mutter von ihren Kindern getrennt wird, quälend (um nur einmal zwei Beispiele zu nennen). Aber krasse Grausamkeiten haben den Mainstream schon vor Jahren erreicht - man denke nur an die Dampfbadszene in EASTERN PROMISES -, und menschlich verrohende Abstumpfung im Umgang mit Sklaven wußte bereits jede bessere FACKELN IM STURM-Folge dem Zuschauer zuzumuten.
Der eigentliche Clou ist vielmehr das intelligente Drehbuch (John Ridley), das bei über weiteste Strecken hin einfacher Erzählung über die extrem differenzierte Typisierung der Charaktere - Sklavenhalter wie Unterjochte - die Sklaverei weniger als gesellschaftlich opportunen Rassismus denn als ökonomisches System erkennbar macht, in dem auch die Ausbeuter nur als gegenseitige Schuldner vorkommen. (Es hilft natürlich, daß die durchweg exzellenten Hauptdarsteller - nicht zuletzt die bislang unbekannte Lupita Nyong'o - ihren Figuren derart eigene Züge auch zu geben vermögen; neben dem sanftmütig-fassungslosen Ejiofor verdient McQueen-Veteran Fassbender eine besondere Erwähnung.) - Gleichfalls sehr geschickt die Auffächerung der ganz unterschiedlichen Handhabe der Bibel: Rechtfertigung ihrer Herrschaftsansprüche für die einen, Quelle von Trost und trotziger Hoffnung für die anderen (die Gospel-artigen Work Songs, die immer wieder erklingen; Hans Zimmer, dessen Wall-to-Wall-Scores für zahlreiche Blockbuster der letzten Jahre Schlimmstes befürchten ließen, hat sich angenehm zurückgehalten)?
Inszenatorisch setzen klinisch komponierte Bilder und lange Einstellungen dem dramatischen Geschehen eine gewisse Kühle entgegen, zumal gelegentlich formvollendet schöne, manchmal das Abstrakte streifende Naturaufnahmen aus dem eher gemächlichen Erzählfluß herausreißen...
Ob 12 YEARS? denn nun wirklich den behaupteten Einschnitt markiert oder ob man ihn mit solchen Ambitionen nicht doch eher überfrachtet: ein starker Film ist's allemale (und in seiner Nachdenklichkeit eine schöne Ergänzung zu Spielbergs LINCOLN)! (Stefan Nottelmann)