SHADOW DANCER
Film-Nr.: 14499
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Genre: Drama
Genre: Krieg
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SHADOW DANCER

SHADOW DANCER (Originaltitel)

Irland, Grossbritannien - 2012

DVD - Code 2 - PAL

Regie: James Marsh
Darsteller: Clive Owen, Andrea Riseborough, Gillian Anderson, Domhnall Gleeson, Brud Brennan, David Wilmot
Drehbuch: Tom Bradby

Sprache: Englisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 102 Min.
Bildformat: 2.35:1, anamorph
Tonformat: Dolby Digital 5.1, DTS
Features: Audiokommentar, Featurette, Trailer

1993. Eine junge Frau, mit explosivem Handgepäck in der Londoner U-Bahn unterwegs, bringt es doch nicht über sich, den Anschlag zu verüben, mit dem die IRA erneut die englische Bevölkerung terrorisieren wollte. Sie will sich davonmachen, wird aber überraschend schnell vom MI5 aufgegriffen und vor die Wahl gestellt, für viele Jahre ins Gefängnis zu gehen oder mit dem Geheimdienst zu kooperieren und im Umfeld von Familie und Bekanntenkreis Hinweise auf bevorstehende IRA-Aktivitäten zu sammeln. Als Mutter eines Sohnes im Kindesalter ist ihr die Entscheidung fast abgenommen: Colette geht zurück nach Belfast?
Hier stimmt so ziemlich alles: das Drehbuch, von Tom Bradby, dem Autoren der Romanvorlage, entwickelt, kappt geradezu planmäßig jede Gesprächszeile, die sich auch durch Blicke oder Gesten artikulieren läßt, und fordert einen aufmerksam mitdenkenden Zuschauer, der den Bildern gegenüber einen ähnlichen Argwohn entwickelt, wie er die Protagonisten fast durchweg zu beherrschen scheint. Ihr Mißtrauen gilt dabei keineswegs nur der gegnerischen Seite, sondern auch den in eigenen Reihen vermuteten Spitzeln: ob ein Anführer der lokalen Zelle in Colettes nähester Umgebung nachzuforschen beginnt, um die IRA vor einem Informanten zu schützen, oder ob Colettes Kontaktmann vor Ort annehmen muß, daß seine Vorgesetzte einer Operation grünes Licht gegeben hat, die seinen Schützling gefährden könnte - eine um sich greifende Paranoia lastet auf der Stimmung der ohnehin von Gewaltopfern gebeutelten Menschen. Gerade Andrea Riseborough als Colette vermag das gedrückte, abgespannte, manchmal fast schlaffe Gemüt ihrer nur selten einmal durch ein warmes Lächeln aufgehellten Figur in Gesichtsausdruck und Körperhaltung zu übersetzen und fügt sich damit gut in ihre Umgebung ein: fahle, stumpfe Farben, aus denen nur Colette mit ihrem roten Mantel heraussticht, vermitteln das Gefühl von muffiger Enge und Alltagstristesse in einförmigen Wohnsiedlungen und Reihenhäusern. Aber auch Clive Owen als zunächst sehr bestimmt auftretender Geheimdienstler, dem dann mehr und mehr die Fäden zu entgleiten drohen, spielt seinen Mac auf den Punkt.
Überraschend guter Thriller mit einem starken Finale, der keine große Action braucht, um über die ganze Filmlänge hinweg die Anspannung aufrecht zu halten. Man könnte an TINKER TAILOR SOLDIER SPY denken, der vom Handlungsgerüst bis hin zum Grau in Grau der Gefühlspalette manchen Vergleich erlaubt; SHADOW DANCER bräuchte sich - nicht zuletzt dank des sparsamen Filmscores von Dickon Hinchliffe - hinter Tomas Alfredsons Spitzenfilm nicht zu verstecken! (Stefan Nottelmann)