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Film-Nr.: 14410
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Genre: Drama
Genre: World Cinema
Genre: Politik
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NO (Originaltitel)

USA, Chile, Mexiko - 2012

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Pablo Larrain
Darsteller: Gael García Bernal, Alfredo Castro, Luis Gnecco, Néstor Cantillana, Antonia Zegers, Marcial Tagle
Drehbuch: Pedro Peirano, Antonio Skármeta

Sprache: Deutsch, Spanisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Laufzeit: 113 Min.
Bildformat: 4:3 Vollbild
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Making Of, Interview mit Pablo Larrain, Slideshow, Clips, Trailer

1988 sah sich Chiles diktatorisch regierender Präsident Augusto Pinochet durch einen entsprechenden Passus in der Verfassung und auf Grund des internationalen Drucks genötigt, das Wahlvolk darüber abstimmen zu lassen, ob seine Amtszeit um weitere acht Jahre verlängert werden solle. Befürwortern wie Gegnern Pinochets wurde für die Dauer eines knappen Monats täglich Sendezeit für einen fünfzehnminütigen Fernsehspot eingeräumt. Gael García Bernal spielt den Werbefachmann René Saavedra, der die titelgebende 'No'-Kampagne gestalten soll?
Pablo Larraín, der mit diesem Film seine anhaltende Auseinandersetzung mit der chilenischen Militärdiktatur (in TONY MANERO und POST MORTEM) fortsetzt, stellt sehr konzentriert und schnörkellos die Unsicherheiten der oppositionellen Kräfte vor Augen, was man denn nun mit der so lange entbehrten Möglichkeit anfangen soll, endlich einmal direkt zur Bevölkerung sprechen zu können, und läßt durchaus verständlich werden, warum in einer von Verbitterung und Verhärtung geprägten Atmosphäre Saavedras Konzept einer Feel good!-Werbung auf Irritation, Unverständnis und offene Ablehnung stoßen muß. Immerhin: die nach seinen Ideen umgesetzte Kampagne läuft viel versprechend an und entwickelt eine Dynamik, die das gegnerische Lager - von Saavedras opportunistischem Agenturchef keineswegs minder gewieft beraten - in eine immer aggressivere Tonlage drängt? Wie all dies durch einen hohen Anteil an originalem Fernsehmaterial gezeigt wird (dreißig Prozent sollen es sein), ohne große Erklärungen seitens des Drehbuchs nötig zu machen, ist ausgesprochen clever, wie auch der Griff zu seinerzeit gängiger U-matic-Videotechnik die Verknüpfung von Spielfilmszenen und Auszügen aus damaligen Fernsehspots und -nachrichten auf der visuellen Ebene sehr homogen wirken läßt. Daß der Kampf um die politische Macht im Lande dabei nicht auf die mediale Auseinandersetzung beschränkt bleibt, wird gerade auch durch die zunächst etwas unnötig scheinenden Ausflüge ins Privatleben Saavedras deutlich, das in zunehmendem Maße zum Feld psychologischer Kriegsführung gerät, und auch der schließlich doch befohlene Einsatz von Polizei und Militär läßt keinen Zweifel an Pinochets Willen aufkommen, die Zügel in der Hand zu behalten. - Umso mehr teilt man das Hochgefühl, in dem Saavedra - von Anfang an von seiner Werbestrategie überzeugt - einigermaßen fassungslos durch die jubelnden Massen spaziert. In einer überraschenden Volte kehrt zum Schluß die Frage, ob die Vereinnahmung auch des politischen Feldes durch Werbe- und Unterhaltungswirtschaft nicht doch eine Korrumption ist, noch einmal zurück? - Nüchtern, pfiffig, klug. (Stefan Nottelmann)