SYNECDOCHE, NEW YORK
Film-Nr.: 12085
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Genre: Komödie
Genre: Drama
Genre: Philip Seymour Hoffman
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SYNECDOCHE, NEW YORK

SYNECDOCHE, NEW YORK (Originaltitel)

USA - 2008

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Charlie Kaufman
Darsteller: Michelle Williams, Philip Seymour Hoffman, Catherine Keener, Jennifer Jason Leigh, Emily Watson, Dianne Wiest, Samantha Morton, Hope Davis, Amy Spanger, Robin Weigert, Tom Noonan, Lynn Cohen
Drehbuch: Charlie Kaufman

Sprache: Englisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 118 Min.
Bildformat: 2.35:1, anamorph
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Interview mit Charlie Kaufman, Animationen von Charlie Kaufman, In & around Synecdoche - New York (60 Min.), Bildergalerie, Trailer, Filmografie, The Story of Caden

Nachdem Charlie Kaufman sich mit seinen Drehbüchern zu BEING JOHN MALKOVICH, ADAPTATION und ETERNAL SUNSHINE OF THE SPOTLESS MIND den Rang des vielleicht besten, sicher aber originellsten Drehbuchautoren der Welt erarbeitet hatte, waren die Erwartungen an sein Regiedebüt natürlich immens. Umso bitterer also, dass dieses an Amerikas Kinokassen Schiffbruch erlitt, kaum mehr als ein Zehntel seiner Herstellungskosten einspielte und hierzulande erst gar nicht das Licht der Leinwände erblickte. Warum? Nun, auf den ersten Blick könnte man sagen, dass jeder, dem MARIENBAD zu durchsichtig, DEAD RINGERS zu lebensbejahend und DANCER IN THE DARK zu lustig ist, hieran seine helle Freude haben wird. Denn Kaufmans Films ist schwer zu entschlüsseln, fast ausschließlich von Unsympathen bevölkert und ein schwerverdaulicher Brocken von einem Film, der von zahlreichen Zuschauern als der deprimierendste, den sie je gesehen haben, bezeichnet wurde. Aber er ist eben auch ambitioniert, faszinierend, ehrlich - voll unangenehmer Wahrheiten, die hier einmal nicht durch angenehm aufgelöste Handlungsbögen gleich wieder verdrängt werden. Kaufman hält sich und uns den Spiegel vor, und was darin zu sehen ist, ist wahrlich kein schöner Anblick. Zu Beginn des Films wird Rilkes ?Herbsttag? zitiert (von der deutschen Synchro natürlich falsch ...), der gleich die Richtung vorgibt: es geht um Vergänglichkeit, um Angst und Zerfall, um Einsamkeit und den hilflosen Versuch, seiner Existenz wenigstens auf den letzten Metern doch noch einen Sinn zu geben. Themen, die sich hier im Herbst eines Lebens manifestieren, vierzig Jahren, die in zwei Stunden oft unmerklich vorbeifliegen, in denen der neurotische Theaterregisseur Caden Cotard (Philip Seymour Hoffman) versucht, sein, nein, das Leben zu meistern, indem er es zu einem Werk verarbeitet, das zuletzt so umfangreich ist wie das Leben selbst (ähnlich der unendlich genauen Landkarte bei Borges) und das seinen Schöpfer am Ende zu verschlingen droht - fast so, wie dieser komplexe, emotional mitunter niederschmetternde Film den Zuschauer beim ersten Sehen fast zu ersticken scheint. Und einen doch beschäftigt (man sehe sich nur die Diskussionen in Roger Eberts Blog zum Film an!) und bei jedem Wiedersehen belohnt, weil man plötzlich beginnt, die Mechanik im Monströsen zu erkennen, Details und Verknüpfungen (die Uhrzeiten zu Beginn und Ende des Films, und was diese andeuten) wahrzunehmen, die einem beim ersten Mal vielleicht entgangen sind. Man lässt die ganze lästige Logik einfach beiseite und sieht ein brennendes Haus nun als Metapher, statt es für bare Münze zu nehmen. Oder ertappt sich dabei, wie man Lesarten durchspielt, die einem erst im Nachhinein in den Sinn kommen (ist Caden Caden?). Und sieht zunehmend die Schönheit des Kunstwerks unter der sperrigen, oft abstoßenden Oberfläche. Auch wenn andere Filmemacher wie Bob Fosse in ALL THAT JAZZ oder Woody Allen in ANNIE HALL ähnliche Themen viel unterhaltsamer behandelt haben, ist Kaufmans dunkler Diamant definitiv eine lohnenswerte Erfahrung - nicht zuletzt dank des gewohnt grandiosen Hoffmans und der besten Frauenriege der Saison: Catherine Keener, Samantha Morton, Emily Watson, Dianne Wiest, Michelle Williams, Jennifer Jason Leigh und Hope Davis!
(P.B.)