Sprache: Italienisch Untertitel: Englisch, Italienisch für Hörgeschädigte Laufzeit: 111 Min. Bildformat: 2.35:1, anamorph Tonformat: Dolby Digital 5.1 Features: Trailer
Thelma und Louise fliegen über das Kuckucksnest.
Der Film lebt von seinen Gegensätzen. Bipolarität wird in den Figuren verankert, ihre Stimmung pendelt unvermittelt zwischen Gefühlsüberschwang und Niedergeschlagenheit. Die manisch-überdrehte Beatrice trifft auf die depressiv-schwermutige Donatella. Extreme ziehen sich an, bilden eine Einheit, schweissen zusammen. Das Leichte und das Schwere, die Freude und das Traurige, das Tragische und das Komische, das „Normale“ und das „Ver-rückte“ verbinden sich in „Die Überglücklichen“, auch wenn manch locker-flockige Tonfall nur bedingt zu der ernsthaften psychischen Störung seiner beiden Protagonisten passt. Da werden schon gerne typisch-ausgelassene und wenig realistische Stereotypen des Klapsmühlenfilms bedient, die Überglücklichen sind halt auch die Überoffensichtlichen.
Der Film will ein sonnig-irres Feelgood-Roadmovie sein. Er lacht mit seinen Figuren, manchmal auch über sie, diffamieren tut er sie allerdings nie. Denn der emotionale Kern, die Magie dieser italienischen Tragikomödie, ist die Freundschaft der beiden gegensätzlichen Frauen, betörend und sympathisch von Valeria Bruni Tedeschi und Micaela Ramazzotti verkörpert. Wir sehen die Welt aus ihren Augen, nehmen an ihren Gefühlen Teil, finden Verständnis für ihre „Krankheit“.
Verrücktheit als liebenswerte Fellini-Figuren, als eine temporeiche Allegorie über Lebensmut. Das ist hier nur bedingt in die Realität verordnet, denn psychiatrische Themen wie mangelnde Krankheitseinsicht, Nebenwirkung von Medikamenten, Fremd- und Eigengefährdung, Entmündigung und die massive Gewalt in den Einrichtungen wird nur ganz am Rande gestreift. Hier sind die Irren irgendwie knuffig, überraschend selbstreflektiert, manchmal erschreckend und dürfen in der sommerlichen Toskana die heilsame Freiheit suchen.
Zwischen erstaunlicher Harmlosigkeit und glaubwürdigen Realismus pendelt der Film, getragen von phänomenalen Darstellerinnen und spritzigen Wortwitz. „Die Überglücklichen“ will dem Zuschauer etwas Gutes tun. Heikle Themen werden angesprochen, aber dann doch als ein filmisches Konstrukt deutlich, denn es geht hier um Lebensbejahung, die auch vor einem dick aufgetragenen und der Wirklichkeit völlig entflohenen Therapie-Happyend nicht Halt macht.
6,5-mal in der kunterbunten Pipi-Langstrumpf-Villa für Irre Party machen. (Oliver Pompejus)
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