Sprache: Englisch, Deutsch, Spanisch, Italienisch, Französisch Untertitel: Deutsch, Englisch, Dänisch, Italienisch, Spanisch, Französisch, Niederländisch, Portugisisch, Finnisch, Isländisch, Schwedisch, Arabisch, Norwegisch, Hindi Laufzeit: 94 Min. Bildformat: 1.85:1 Tonformat: Dolby Digital 5.1, DTS Features: Audiokommentar von Greta Gerwig und Kameramann Sam Levy; Making-of
Die Sonne von Sacramento taucht die Stadt in ein romantisches Licht, ruft einschlägige Bilder auf. Doch dieses Licht täuscht. Beim zweiten Blick wird deutlich, dass hier eigentlich eine ziemliche Ödnis orange illuminiert und ein wenig überhöht wird. Dass dieses Licht gerade noch nostalgische Heimatgefühle aufrufen kann, aber dass dies schon alles ist, was einer jungen Frau daran gefallen könnte.
Das trügerische Licht von Sacramento ist insofern ein passendes Bild für „Lady Bird“. Den Topos Coming-of-Age und den Topos Kalifornien zusammen zu denken und Greta Gerwigs Regiedebüt damit gleich in die Schublade mit den sonnigen Filmen, in denen schöne, situierte, sorglose Außenseiter in schrulligen Familien Sorgen, aber keine Probleme haben, wäre nämlich ebenso trügerisch. Baumbach, Anderson und die anderen Hipsterfilmer lassen zwar hin und wieder inszenatorisch grüßen, Gerwig findet aber eine eigene Sprache für ihre Geschichte, eigene Stellschrauben am Genre.
Die junge Frau heißt Christine und will Lady Bird genannt werden. Dass sie diese Kapriole in ihrer High School noch mehr zur Außenseiterin werden lässt, ist ihr klar; die störrische Ambivalenz von Selbstzweifel und Selbstbewusstsein ihrem Charakter eingeschrieben: Lady Bird entwirft sich selbst und will dafür geliebt und gemocht werden. Von ihrer Mutter, gegen die ihr Selbstentwurf gerichtet ist, bekommt sie allerdings nur eine passiv aggressive Version unbedingter Liebe. Das Verhältnis der beiden beschreibt in nuce Lady Birds Adoleszenzdilemma zwischen Abgrenzung und Bestätigungsbedürfnis und transzendiert dieses Dilemma gleichzeitig zum allgemein Menschlichen.
Dieses Dilemma – geborgen geliebt und für sein Anderssein gemocht werden zu wollen – prägt die genreimmanenten Befreiungskämpfe, die „Lady Bird“ verhandelt. Diese werden nicht als Katalog abgearbeitet, sondern in einer konzisen Poesie der schmerzhaften Unabhängigkeit als ruhige Bilder verstehbar. Erstaunlich, dass beim Zuschauen nie der Eindruck entsteht, der Film sei mit seiner Anhäufung an Konflikten – katholischer Schulalltag, Hürden einer Collegebewerbung, Bewährungsprobe für Freundschaften, Sexualität, soziale Ungleichheit – hastig oder gar beliebig. Stattdessen ist er unpeinlich emphatisch und wunderbar empathisch. (Alexander Scholz)
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