LOVE & FRIENDSHIP
Film-Nr.: 15492
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Genre: Komödie
Genre: Historie / Kostüm
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LOVE & FRIENDSHIP

LOVE & FRIENDSHIP (Originaltitel)

Irland, Grossbritannien - 2016

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Whit Stillman
Darsteller: Kate Beckinsale, Xavier Samuel, Chloe Sevigny, Stephen Fry, Emma Greenwell, Morfydd Clark
Drehbuch: Whit Stillman, Jane Austen

Sprache: Englisch
Untertitel: Englisch
Laufzeit: 90 Min.
Bildformat: 1.78:1, anamorph
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Making-of; Hörfassung für Blinde (englisch); Trailer

Whit Stillman und Jane Austen - ein match made in heaven! Daß Stillman unter all den ungeheuer kulturbeflissenen Filmemachern vom Schlage eines Woody Allen, Noah Baumbach, Wes Anderson - die ja zumindest gefühlt allesamt New Yorker sind - wohl der brillanteste Dialogschreiber ist, der mit seltenem Können die jeweiligen Gesprächspartner in seinen Filmen sich selbst durchs gesprochene Wort decouvrieren läßt, macht ihn zu einem Geistesverwandten der mit scharfem Blick und mildem Spott formulierenden populären Gesellschaftskritikerin, die durch Filmadaptionen von EMMA, PRIDE AND PREJUDICE und MANSFIELD PARK auch den Lesefaulen ein Begriff sein dürfte. Und in der Tat: Ob Stillman seine Figuren in der verwöhnten Jugend der New Yorker Upper Class findet oder in den englischen Herrenhäusern des ausgehenden 18. Jahrhunderts: der snobistische Tonfall, den er mit Genuß auf die Spitze treibt, und das schiere Vergnügen an überkandidelten Menschen, die sich in Situationen hineinreden, die Amerikaner wie Engländer einfach nur 'akward' finden würden, ist auch für den Zuschauer seiner Sittenbilder ein reines Vergnügen. Stillman hat für LOVE & FRIENDSHIP aus dem Fundus der Jane Austen-Figuren mit sicherer Hand Lady Susan herausgegriffen, die von den zartfühlenden, sanft errötenden und Augen niederschlagenden Frauen, wie sie (z.B.) Emma Thompson und Kate Winslet für Ang Lee gegeben haben, nun wirklich denkbar weit entfernt ist: Die frisch verwitwete Susan Vernon sucht für sich und ihre Tochter einen neuen Mann, und das Kalkül, die Gerissenheit, aber auch der Charme, den sie dabei entfaltet, lassen sie in der Lesart Stillmans in direkte Nähe zu den Screwball Comedy-Figuren der dreißiger und vierziger Jahre geraten, und auch das Tempo jener Filme nimmt Stillman auf (so sehr die gepflegten Umgangsformen zu einer gewissen Gesetztheit nötigen). Kate Beckinsale - nach langen Jahren seit LAST DAYS OF DISCO wieder gemeinsam mit Chloë Sevigny (in einer wichtigen Nebenrolle als Vertraute Lady Susans) vor der Kamera - ist als Besetzung, der in sozusagen ungebührlicher Direktheit sprechenden Strippenzieherin, die ein- ums anderemal ihre Umgebung sichtlich verblüfft, aber andrerseits auch um den Finger wickeln kann, wie sie will, perfekt, hat aber inmitten eines durchwegs gut aufgelegten Ensemble in Tom Bennett ein gleichermaßen starkes Gegengewicht? - Bestechende Dialoge, eine leichthändige und geschwind-elegante Inszenierung, Musik, die den heiteren Tonfall des Ganzen unterstützt, ist Stillmans Janes Austen mit seinem köstlichen Spiel von Blicken und Gesten unter den renommierten Filmadaptionen sicherlich die kurzweiligste und anregendste; eine ähnlich frische Interpretation eines Klassikers hat in den letzten Jahren wohl nur Joss Whedon mit Shakespeares MUCH ADO ABOUT NOTHING hinbekommen! (Stefan Nottelmann)