LERCHEN AM FADEN
Film-Nr.: 16172
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Genre: Komödie
Genre: Romanze
Genre: Satire
Genre: Berlinale - Goldener Bär - vor 2000
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LERCHEN AM FADEN

SKRIVÁNCI NA NITI (Originaltitel)

LARKS ON A STRING (Alternativtitel)

Tschechoslowakei - 1969

DVD - Code 0 - PAL

Regie: Jirí Menzel
Darsteller: Rudolf Hrusínský, Vlastimil Brodský, Václav Neckár, Jitká Zelenohorská, Jaroslav Satoranský, Vladimír Smeral
Drehbuch: Jirí Menzel, Bohumil Hrabal

Sprache: Tschechisch
Untertitel: Deutsch, Französisch
Laufzeit: 94 Min.
Bildformat: 1.33:1
Tonformat: Dolby Digital 1.0

Wer den Kommunismus in der Tschechoslowakei bereits 1969 auf den Schrottplatz der Geschichte werfen wollte, bekam natürlich Schwierigkeiten. Während der Postproduktion des Films rollten sowjetische Panzer durch Prag. „Lerchen am Faden“ wurde fertig, erschien aber nicht. Zu beißend die Kritik am System, zu realitätsnah plötzlich die satirische Überspitzung der Repression. Erst 21 Jahre später, nach der Samtenen Revolution vom November 1989, konnte der Film gezeigt werden. 1990 erhielt er auf der Berlinale den Goldenen Bären.
„Lerchen am Faden“ spielt 1949 auf einer Industriebrache. Anstelle stolzer Arbeiter und moralischem Wiederaufbau ein Schrottplatz als Lager, in dem Bürgern ihr verfehltes Klassenbewusstsein ausgetrieben werden soll. Zerstörung als verpasste Chance auf Erneuerung. Stattdessen ehemalige Professoren, Staatsanwälte, Saxophonisten oder wenigstens Inhaber bescheidener Geschäfte, die vor Transparenten mit Slogans der Arbeiterschaft Schreibmaschinen einschmelzen. Zwischendurch kommen Apparatschiks, steigen aus teuren Automobilen, legen sich ihre eigene Zugehörigkeit zur Arbeiterklasse als Verkleidung an und verkünden das Funktionieren des Systems. Wer die Propaganda infrage stellt, verschwindet.
Trotz der Willkür der als einsam portraitierten Lageraufseher ergibt sich eine subtile Zwischenmenschlichkeit. Zwei nach Geschlecht getrennte Gruppen finden durch Blicke, Neckereien, zarten Ungehorsam für kurze Momente zusammen. Das Totalitäre wird als widernatürliche, als unmenschliche Ordnung desavouiert. Was dabei als natürliche Ordnung etabliert wird, ist für die als kichernde Blickobjekte inszenierte Frauengruppe allerdings auch nicht erbaulich. (Alexander Scholz)