WEIßE MARGERITEN
Film-Nr.: 14382
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Genre: Komödie
Genre: Romanze
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WEIßE MARGERITEN

ELENA ET LES HOMMES (Originaltitel)

Frankreich, Italien - 1956

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Jean Renoir
Darsteller: Ingrid Bergman, Jean Marais, Mel Ferrer, Jean Richard, Juliette Gréco, Pierre Bertin
Drehbuch: Jean Renoir, Jean Serge

Sprache: Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 95 Min.
Bildformat: 1.33:1
Tonformat: Dolby Digital 2.0

In den späteren fünfziger Jahren zur Hochblüte gekommen, werden Kostümfilme, die sich im Europa der nachnapoleonischen Restauration ansiedeln und die sentimentale Faszination für fesche Monarchen und hohes Militär ausschlachten, zu Recht mit scheelen Augen betrachtet. Hierzulande denkt man natürlich an die sensationell erfolgreichen SISSI-Filme und ähnliche Streifen, aber ein spezifisch deutsches Phänomen ist dieses Genre keineswegs: auch Ingrid Bergman etwa, seit ihrer wilden Ehe mit Roberto Rossellini in Hollywood unerwünscht, konnte sich beim amerikanischen Publikum in der Rolle der angeblichen Zarentochter Anastasia rehabilitieren...
Ihr letzter Film vor ANASTASIA, der ebenfalls 1956 noch in Europa entstandene ELENA ET LES HOMMES, sieht sie als verarmte polnische Prinzessin Elena Sokorowska, die sich von vermögenden Galanen den Hof machen läßt, um auch weiterhin einen gewissen Luxus aufrecht erhalten zu können. Allerdings nimmt sie die Avancen, die man ihr macht, nicht allzu ernst und sieht sie eher als Gelegenheit, zu hohen Ambitionen und großen Taten anzustacheln; die weißen Margeriten, von denen der deutsche Verleihtitel spricht, sollen als Talisman das nötige Quentchen Glück bringen. Als sie im Gewühl der Straßenfeierlichkeiten am 14. Juli 1886 (Nationalfeiertag!) zufällig Henri (Mel Ferrer) kennenlernt, stellt der sie dem allseits umjubelten General Rollan (ORPHÉE-Darsteller Jean Marais) vor, den eine Gruppe von Verschwörern zur Machtübernahme im Frankreich der Dritten Republik bewegen will - auch er verliert sein Herz an sie, auch er empfängt eine ihrer Margeriten?
Jean Renoir hat seiner theaternahen 'fantaisie musicale', wie es im Vorspann heißt, die historisch verbürgte Figur des General Georges Boulanger zu Grunde gelegt, aber gleich weit entfernt von belehrendem Tatsachenbericht wie von den gefühlsduseligen Geschichtsverzerrungen deutscher Konkurrenzprodukte nähert sich seine Schilderung von Intrigen und Amouren der zynisch-amüsanten Farce: Kriegszwist zwischen Frankreich und Preussen entsteht, weil eine harmlose Ballonfahrt mißlingt, Rollan läßt sich eigentlich nur Elena zuliebe zum Staatsstreich drängen, das politische Strippenziehen dient kaum verschleiert persönlichen Eitelkeiten und Wirtschaftsinteressen und findet inmitten launiger Schürzenjägerei statt. Erzählt wird dies in überraschend ungestümem Tempo, wie denn handfeste Tumulte auch die einzelnen Szenen bestimmen und manchmal fast Slapstick-artige Züge annehmen. Das verschwenderisch aufwendige Dekor ist bis ins Detail farblich abgestimmt, die Kamera Claude Renoirs fängt das Ganze in enorm nuancenreichem Technicolor ein, und die Spielfreude der Riege französischer Spitzenkräfte, die sich um eine glänzend aufgelegte Ingrid Bergman ranken, wirkt ansteckend. Köstliche Unterhaltung für den Sonntagnachmittag? (Stefan Nottelmann)