DER VERMESSENE MENSCH
Film-Nr.: 17924
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Genre: Drama
Genre: Historie / Kostüm
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DER VERMESSENE MENSCH

DER VERMESSENE MENSCH (Originaltitel)

Deutschland - 2023

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Lars Kraume
Darsteller: Leonard Scheicher, Girley Jazama, Peter Simonischek, Sven Schelker, Max Koch, Ludger Bökelmann
Drehbuch: Lars Kraume

Sprache: Deutsch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Laufzeit: 111 Min.
Altersfreigabe FSK: ab 12 Jahre
Bildformat: 2.40:1
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: 2 Dokumentationen; Featurette; Making-Of; Trailer

Basierend auf dem zweiten Roman von Uwe Timm, 1978 erschienen unter dem Titel »Morenga«. Der Roman wurde relativ zeitnah von der ARD als Dreiteiler verfilmt und 1985 erstausgestrahlt. Die Adaption von Lars Kraume steht ganz im Zeichen der jüngeren, der aktuellen Kolonialismus-Debatte. So wird der Hauptfigur im Unterschied zum Roman eine weibliche Figur zur Seite gestellt, deren Schicksal die Handlung rahmt. Alexander Hoffmann, Ende des 19. Jahrhunderts Doktorand im Fach Ethnologie, lernt in Berlin Kezia Kambazembi kennen, Dolmetscherin einer Gruppe von Hereros aus der Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Die Männer und Frauen verstehen sich als Repräsentanten ihres Volkes auf Augenhöhe mit den Deutschen. Die Ethnologen, die sich für sie interessieren, sehen in ihnen ebenfalls Repräsentanten, allerdings solche einer minderwertigen Rasse gemäß damaliger Theorie. Höflich, aber bestimmt werden sie gebeten, in die Vermessung ihrer Gesichtspartie und Kopfform einzuwilligen. Nur Hoffmann, Rassentheorieskeptiker, zeigt zwischenmenschliches Interesse. Der Film deutet an, zu anderen Zeiten wären er und Kezia vielleicht ein Paar geworden. In jenen Zeiten jedoch kehrt sie in ihr Land zurück. Einige Jahre später begegnet ihr Hoffmann in einem KZ auf Shark Island, einer Halbinsel an der Küste Namibias. Dort kocht und schabt sie für die Berliner Charité das Fleisch von den Köpfen Verstorbener ab. Herz der Finsternis – davor Hoffmanns wissenschaftlich eingebettete Teilnahme an der Niederschlagung des Aufstands der Herero und Nama, ein Unterfangen, das heute als Völkermord eingestuft wird. Der Film schließt mit Alexander Hoffmann als Professor vor Auditorium, der seine Skepsis revidiert hat und nun die Rassentheorie vertritt. Der Schluss ist Vorwegnahme des Nationalsozialismus, seines zentralen Narrativs und Paradigmas. (RD)