NIGHTMARE ALLEY

NIGHTMARE ALLEY (Originaltitel)

USA, Kanada, Mexiko - 2021

Blu-ray - Code B - HD 1080p

Mit NIGHTMARE ALLEY liefert Guillermo del Toro die zweite Adaption des gleichnamigen 1946er Romans von William Lindsey Gresham ab; die erste erschien 1947 und hieß in Deutschland DER SCHARLATAN. Hauptfigur ist der Glücksritter Stanton Carlisle (Bradley Cooper), der sich einem Jahrmarkt anschließt und von der Seherin Zeena (Toni Collette) und deren Ehemann Pete (David Strathairn) das Mentalistenhandwerk erlernt. Später verlässt er den Rummel und zieht seine eigene Show in Chicago auf, bei der er die Psychiaterin Lilith Ritter (Cate Blanchett) trifft, mit deren Hilfe er reiche Oberschichtler bei privaten Sessions ausnehmen will. Allerdings gerät das Duo in gefährliche Kreise…
Ein Film der Widersprüche. Einerseits ein lupenreiner del Toro, der andererseits auf die sonst vom Regisseur gewohnte Phantastik verzichtet. Ein ganz und klar klassisches Noir-Crime-Drama, inszeniert nach allen Regeln der modernen Hollywoodkunst. Ein fast schon intimes Drei-Personen-Drama um Lilith, Stanton und dessen große Jahrmarktliebe Molly (Rooney Mara), jedoch ausladend erzählt als Zweieinhalb-Stunden-Werk. NIGHTMARE ALLEY ist ein optischer Hochgenuss, welcher das Publikum mit seiner liebevollen Ausstattung und der stilsicheren Inszenierung schnell in den Bann zu schlagen weiß. Von der Traumbesetzung, zu der neben den bisher Genannten unter anderem Willem Dafoe, Richard Jenkins, Mary Steenburgen, Holt McCallany und del-Toro-Spezi Ron Perlman gehören, ganz zu schweigen. Jedoch steckt in den opulenten Bildern etwas weniger Substanz als bei den ähnlich gelagerten CRIMSON PEAK und SHAPE OF WATER, da NIGHTMARE ALLEY zwar seine Hauptfigur, einen nimmersatten Emporkömmling mit Vaterkomplex, messerscharf analysiert, seine sonstigen Figuren jedoch nicht sonderlich stark charakterisiert und im Schlussakt manche Plotentwicklung übers Knie bricht. Trotzdem ist NIGHTMARE ALLEY aufgrund seines Stilwillens und der schauspielerischen Leistungen ein Genuss und del Toro verdient Respekt dafür, wie er seine Vision ohne Rücksicht auf gegenwärtige Trends durchgesetzt hat. Chapeau. (Nils Bothmann)