DIDO ELIZABETH BELLE
Film-Nr.: 14909
auf Facebook teilen
Genre: Drama
Genre: Historie / Kostüm
zurück

DIDO ELIZABETH BELLE

BELLE (Originaltitel)

Grossbritannien - 2013

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Amma Asante
Darsteller: Gugu Mbatha-Raw, Matthew Goode, Emily Watson, Tom Wilkinson, Sam Reid, Sarah Gadon
Drehbuch: Misan Sagay

Sprache: Englisch, Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch, Französisch
Laufzeit: 100 Min.
Bildformat: Widescreen, 16:9
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Die Story, Hintergründe zum echten Gemälde, Bildergalerie, Kinotrailer

Schon 2007 hatte eine Ausstellung unter dem Titel 'Slavery and Justice' einen Zusammenhang suggeriert zwischen den Aufsehen erregenden Gerichtsurteilen des William Murray, Earl of Mansfield und seinerzeit oberster Richter im Vereinigten Königreich, durch die sich die 'Abolitionisten' - die Befürworter einer Abschaffung der Sklaverei - in ihrem politischen wie juristischen Kampf für ihre Ideen ermutigt fühlen konnten, und dem privaten Umstand, daß Lord Mansfield sich bereit erklärt hatte, nach einer ersten, von ihrem Vater nicht anerkannten Nichte eine zweite mit in seine Familie aufzunehmen - Dido, ein Kind, das der in Marinediensten stehende und daher unabkömmlich auf See kreuzende ranghohe Militär anerkannt hatte, obwohl es aus der illegitimen Verbindung mit einer Sklavin stammt?
Eines der Kernstücke jener Ausstellung im englischen Kenwood House war ein Gemälde der beiden Nichten gewesen, das Regisseurin Amma Asante den Filmzuschauern zum Schluß auch zu sehen gibt: zwei junge Aristokratinnen - die eine vornehm blass, die andere unübersehbar dunkelhäutig und leicht exotisierend dargestellt -, die auf gleicher Augenhöhe positioniert sind und freundliche Zuneigung erkennen lassen; ein Novum und Unikat im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts! Ein nur scheinbar beiläufiger Handlungsstrang des Films ist denn auch die Anfertigung des Doppelporträts in den Gemächern des noblen Anwesens?
Hatte sich Steve McQueens inszenatorisch ungleich virtuoserer 12 YEARS A SLAVE, dem gleichnamigen Buche Solomon Northups folgend, die Perspektive des aus Freiheit und Wohlstand urplötzlich in die Sklaverei des amerikanischen Südens Verschleppten zu eigen gemacht, der nur einen fassungslosen Blick auf das werfen kann, was ihm und seinen Leidensgenossen angetan wird, hat sich das Drehbuch zu DIDO? richtigerweise konsequent für eine Sicht aus dem Innern der feinen Gesellschaft entschieden, in der es zwar farbige Bedienstete gibt, Sklaverei aber nicht vorkommt - bis Dido über einen ihr auch sonst zugetanen Abolitionisten von einem spektakulären Fall erfährt, über den ihr Onkel in Bälde zu Gericht sitzen muß?
Wie das die historischen Bezüge nach und nach klug aufrollende Drehbuch zahlreiche bezeichnende Details in den komplexen Filmstoff hineinwebt, ist so manchesmal ausgesprochen raffiniert, kann allerdings nicht übersehen machen, daß die vordergründige Handlung mit enttäuschender Routine auf ein Happy End zusteuert, bei dem es fast zu viel des Guten wird; überdies rücken die mitunter aufdringlich schwelgerischen Streicher aus der Feder Rachel Portmans das Ganze in die Nähe kitschverdächtiger Jane Austen-Adaptionen, denen man sich auch durch die Gefälligkeit der Inszenierung annähert. Es bleiben aber beachtliche schauspielerische Leistungen - neben einer feinfühligen Gugu Mbatha-Raw in der Titelrolle ist vor allem Tom Wilkinson als strenger, aber doch auch gütiger Familienvorstand und bei allem Standesdünkel in seinem juristischen Sachverstand unbestechlicher Richter in seinem Element - und das nicht geringe Verdienst, ein bislang eher akademisches Thema der Postcolonial Studies (das Massaker auf dem Sklavenschiff 'Zong') Mainstream-tauglich gemacht zu haben. Wer mehr will, sollte zum Meisterwerk von Ian Baucom (SPECTERS OF THE ATLANTIC) greifen? (Stefan Nottelmann)