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Film-Nr.: 14297
Genre: Drama
Genre: Historie / Kostüm
Genre: Krieg
Genre: Coming of Age Filme
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LORE
LORE (Originaltitel)Deutschland, Australien, Grossbritannien - 2012 DVD - Code 2 - PAL Regie: Cate Shortland Darsteller: Saskia Rosendahl, Nele Trebs, Ursina Lardi, Mike Weidner, Hans-Jochen Wagner, Nick Holaschke Drehbuch: Cate Shortland, Robin Mukherjee
Sprache: Deutsch Untertitel: Englisch, Französisch Laufzeit: 105 Min. Bildformat: 16:9 Tonformat: Dolby Digital 2.0 Features: Making Of, Trailer
Irgendwo im ländlichen Süddeutschland erreicht die Nachricht von der Niederlage Hitler-Deutschlands und dem Tode des 'Führers' auch das Elternhaus der fünfzehnjährigen Lore - eine katastrophale Mitteilung, wie schnell klar wird: Vater und Mutter wissen als überzeugte und offenbar tief ins monströse Geschehen verstrickte Nazis für ihre jüngeren Kinder nur den Ausweg, sie unter Lores Obhut quer durch die unsicher gewordene Heimat nach Friesland zur Großmutter zu schicken?
Gelungene Versuche, die Zeit des Nationalsozialismus aus der Sicht indoktrinierter Jugendlicher wahrzunehmen, sind nicht gar so zahlreich: Bernhard Wickis DIE BRÜCKE wäre natürlich zu nennen, DIE KINDER AUS NR. 67 vielleicht? LORE darf ohne Weiteres in diese kurze Liste mit aufgenommen werden und verdankt dies vor allem seinen herausragenden inszenatorischen Qualitäten, deren stilistische Nähe zu dem nicht minder großartigen WUTHERING HEIGHTS von Andrea Arnold sofort in die Augen fällt und umso mehr verblüffen muß, als daß die Dreharbeiten zu LORE und die Kinoauswertung von Arnolds Film zu dicht beieinanderliegen, um von einem direkten Einfluß sprechen zu können; DAYS OF HEAVEN von Terrence Malick mag als fernes Vorbild gewirkt haben? Die eigenartige, sehr moderne Kreuzung aus filmischem Impressionismus und Naturalismus mit ihrem häufig abrupten Wechsel von Nahaufnahmen und Totalen ist in beiden Fällen von der Natur dermaßen fasziniert, daß sie eine eigene Rolle zu spielen beginnt: Eingebettet in bewaldete Landschaften, fern von städtischer Zivilisation, bewegen sich die Geschwister in LORE wie durch einen schwerblütigen Traum, in dem die Fanale des Krieges - zerbombte Höfe, schrecklich entstellte Leichen - tiefe Wunden in die mitunter betörend idyllische Umgebung geschlagen haben; fast müßte man von einem Märchen sprechen - so dicht ist die von dunklen Ahnungen aufgeladene Atmosphäre -, wäre die auf unmittelbar-sinnliche Erfahrung erpichte Kamera- und Schnittarbeit (Adam Arkapaw/Veronika Jenet) nicht derart realitätsversessen. Lore (grandios: Saskia Rosendahl) beim schmerzlichen Erwachen zuzusehen, mitzuerleben, wie aus ihr einem nur wenig älteren, anscheinend jüdischen Beschützer gegenüber jene antisemitischen Phrasen herausbrechen, die man sie gelehrt hat, während doch schon die Abscheu in ihr aufkeimt, die sie für die Untaten der Nazi-Schergen empfindet, ist beeindruckend. Auch deswegen, weil es sich nicht nur um ein Lehrstück über Deutschland im Jahre Null handelt, sondern Cate Shortland sehr viel allgemeiner das mulmige Gefühl zu interessieren scheint, die ganze Zeit mit dem falschen Gedankengut gefüttert worden zu sein - ein Gesichtspunkt, den gerade U.S.-amerikanische Filmkritiker mit Blick auf die Rhetorik im westlichen Anti-Terror-Kampf geltend gemacht haben... Erwähnt werden muß auch die Filmmusik Max Richters, sparsam, aber an zwei, drei Stellen extrem gekonnt eingesetzt. (Stefan Nottelmann)
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