THE LOOK OF SILENCE
Film-Nr.: 15251
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Genre: Dokumentarfilme
Genre: Geschichte
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THE LOOK OF SILENCE

THE LOOK OF SILENCE (Originaltitel)

Finnland, Dänemark, Indonesien - 2014

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Joshua Oppenheimer
Darsteller: Adi Rukun, M.Y. Basrun, Amir Hasan, Inong, Kemat, Joshua Oppenheimer

Sprache: Deutsch, Indonesisch, Javanesisch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 99 Min.
Bildformat: 1.78:1, anamorph
Tonformat: Dolby Digital 5.1

THE ACT OF KILLING hatte Joshua Oppenheimer sofort in die erste Riege der großen Dokumentaristen hineinkatapultiert, das Nachfolgewerk und Seitenstück zu dem verstörenden Spektakel bestätigt erneut die Ausnahmestellung des Filmemachers: anstatt die Mörder Regie führen und das grausame Gemetzel nachstellen zu lassen, dem Mitte der sechziger Jahre wohl mehrere hunderttausend wirkliche oder vermeintliche Kommunisten zum Opfer gefallen sind, begleitet THE LOOK OF SILENCE den Optiker Adi auf seiner hartnäckigen Suche nach jenen Menschen, die seinen Bruder umgebracht haben - mitunter sind es Leute aus der Nachbarschaft -, läßt der Film Menschen zu Wort kommen (oder in ihrer Sprachlosigkeit verharren), die ihrerseits über den Tod von Angehörigen kaum hinwegfinden. Daß das neue Werk Oppenheimers dabei sehr viel ruhiger, bedächtiger geworden ist als sein Vorgänger, liegt wohl auch an der bewundernswerten Gefaßtheit seines Hauptprotagonisten, der ohne erkennbaren Vorwurf, aber beharrlich nachhakend eben jenen Menschen gegenübersitzt, die die Bluttaten von damals einräumen ohne mit der Wimper zu zucken oder irgendein Unrechtsbewußtsein erkennen zu lassen, gar kaum verhohlene Drohungen aussprechen? War THE ACT OF KILLING nicht zuletzt wegen seiner grellen, geradezu bizarren Fantastik so schockierend, ergreift einen hier die emotionale Panzerung der Menschen, die nur selten einmal aufbricht, am aufwühlendsten wohl in jenem Moment, als eine junge Frau, mit dem Morden ihres gesellschaftskonform als Helden verehrten Vaters konfrontiert, wie betäubt nur noch eine andauernde Entschuldigung aussprechen kann? Nicht ganz so harter Tobak wie das Oscar-nominierte Meisterwerk von 2012, aber in seiner Mischung aus unfassbaren Gräueln, subtilem Sound und exquisitester Bildsprache gleichwohl eine Filmerfahrung, die man sich eindrücklicher schwer vorstellen kann. Unbedingt anschauen! (Stefan Nottelmann)