L' AMOUR FOU
Film-Nr.: 14809
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Genre: Dokumentarfilme
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L' AMOUR FOU

L'AMOUR FOU (Originaltitel)

YVES SAINT LAURENT, PIERRE BERGÉ: L'AMOUR FOU (Alternativtitel)

Frankreich - 2010

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Pierre Thoretton
Darsteller: Yves Saint Laurent, Pierre Bergé, Catherine Deneuve, Jack Lang, Laetita Casta, Betty Catroux
Drehbuch: Pierre Thoretton, Eve Guillou

Sprache: Französisch
Untertitel: Englisch
Laufzeit: 99 Min.
Bildformat: 1.85:1
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Monsieur Saint Laurent, as seen by the people who worked with him; Homage a Mondrain by Yves Saint Laurent; Yves Saint Laurent - The Tuxedo Suit; Seven never-before-seen vignettes on Yves Saint Laurent and Pierre Bergé's extravagant homes and art collecti

"Der Ruhm ist das prunkvolle Trauerkleid des Glücks" ("La gloire est le deuil éclatant du bonheur"), zitiert Pierre Bergé Madame de Staël einmal und denkt dabei an jenen Mann, dem er in einer fünfzig Jahre währenden Liebes- und Freundschaftsbeziehung auch beruflich zur Seite gestanden hat. Gleich die Eröffnung - Yves Saint Laurent verkündet der Presse in wohlformulierter Rede seinen Rückzug aus der Haute Couture - schlägt einen ernsten, gefaßten, von Côme Aguiars Musik melancholisch eingefärbten Ton an, den Pierre Thorettons Interviewfilm über weite Strecken beibehalten wird: So häufig das reichlich zusammengetragene Archivmaterial den jungenhaft schlanken und scheu, ja: verhuscht wirkenden Modeschöpfer freundlich lächelnd zeigt, so sehr zeichnet sich schon früh ein Wunsch nach Zurückgezogenheit und Privatheit ab, der in einer von ihm selbst als angeboren empfundenen Depression zu wurzeln scheint. Und so geht es Thorrenton nicht nur um die Triumphgeschichte eines genialen Mannes - sein Grabstein vermeldet so schlicht wie stolz: "couturier français" -, der als blutjunger Zögling Christian Diors nach dem Tode seines Meisters mit gerade einmal 21 Jahren zu dessen Nachfolger bestellt wurde und nur wenige Jahre später unter eigenem Namen sensationelle Erfolge feiern konnte, die in seinem Métier wohl kaum eine Parallele kennen; fast mehr noch als die Aufnahmen von Catwalks und nächtlichen Discobesuchen faszinieren ihn jene Rückzugsräume, in denen YSL allein sein konnte: Interieurs von erlesenstem Geschmack, in denen dicht gedrängt die kostbaren Funde einer zwanzigjährigen gemeinsamen Sammelarbeit eine kaum vorstellbare Pracht entfalten. Und hat man sich gerade vom Staunen über die verwinkelt angelegte, aber offenkundig riesige Suite in Paris erholt, in der jedes Zimmer feinsinnigsten Ästhetizismus bezeugt, öffnen einem die märchenhaften Gärten und orientalischen Zauber versprühenden Gemächer des Jardin Majorelle in Marrakesch erneut die Augen; und eine Datscha bei Deauville, die einzelnen Kammern mit ihrem Fin-de-siècle- und Décadence-Anhauch eingerichtet als Hommage an Figuren der Proust'schen RECHERCHE...
Je länger die Doku dauert (die immer wieder die Vorbereitung der schlußendlich auch gezeigten 'Jahrhundertauktion' der immensen Kunstsammlung der beiden im Blick hat), umso mehr stellt sich der Eindruck ein, man wohne einer verblassenden Epoche bei, in der das zweifellos im Überfluß vorhandene Geld noch nicht selbst ein Prestigeobjekt war, sondern höchster Verfeinerung und dandyhaftem Raffinement dienen sollte. So macht es denn auch Sinn, daß YSL im Jahre 2002 mit einem bewegenden Defilee als sichtlich gealterter, angeschlagener Mann von einer Branche Abschied nahm, die mehr und mehr von Businessmen und 'Designern' übernommen worden ist? Bergé erzählt von diesen Dingen in aristokratisch-beherrschtem Duktus, der seiner druckreifen Formulierung mühelos Zitate von Oscar Wilde, Rimbaud, Fürst Metternich einflechten kann. - Ein gerade in seinen stillen Hauserkundungen beeindruckend schöner Film? (Stefan Nottelmann)