BELTRACCHI - DIE KUNST DER FÄLSCHUNG
Film-Nr.: 14799
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Genre: Dokumentarfilme
Genre: Portrait
Genre: Kunst
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BELTRACCHI - DIE KUNST DER FÄLSCHUNG

BELTRACCHI - DIE KUNST DER FÄLSCHUNG (Originaltitel)

Beltracchi: The Art of Forgery (Alternativtitel)

Deutschland - 2014

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Arne Birkenstock
Darsteller: Wolfgang Beltracchi, Helene Beltracchi, Henrik Hanstein, James Roundell, Monsieur Ommeslaghe, Madame Ommeslaghe
Drehbuch: Arne Birkenstock

Sprache: Deutsch
Laufzeit: 98 Min.
Bildformat: 16:9
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Hinter den Kulissen

Im Oktober 2011 ging mit dem Prozeß gegen Wolfgang Beltracchi einer der größten Kunstfälscherskandale der letzten Jahrzehnte zu Ende - nur wenige andere Enthüllungen (man müßte vor allem an Han van Meegeren denken, 1947 für seine als Werke von Vermeer und Frans Hals ausgegebenen Gemälde verurteilt) dürften die Kunstwelt derart spektakulär aus ihrem Tagesgeschäft herausgerissen haben, denn die unbestrittene Meisterschaft Beltracchis in der nachschaffenden Anverwandlung unterschiedlichster Malstile hat nicht nur die größten Auktionshäuser und betuchte Privatsammler genarrt, sondern auch zweistellige Millionenbeträge in die Taschen des kleinen Täterzirkels wandern lassen?
Arne Birkenstocks kurzweilige Doku sucht den Maler und seine Frau zunächst auf ihrem großzügigen Anwesen im südfranzösischen Mèze auf, das es nach der Verurteilung aufzulösen und zu Geld zu machen galt, um ihnen dann nach Deutschland zu folgen: in die - ebenfalls zu liquidierende - Villa in Freiburg und das bei Köln gelegene Atelier, das die beiden Freigänger tagsüber nutzen dürfen, bevor sie des Abends in ihre jeweilige JVA zurückkehren. Den Kontakt vermittelte anscheinend der Vater des Regisseurs, der Beltracchi als Strafverteidiger zur Seite gestanden hatte - und in dieser Perspektive liegt denn auch ein bißchen die Schwäche des immer wieder mal faszinierenden, häufig ausgesprochen vergnüglichen Films: Wenn sich auch Kunsthistoriker Henry Keazor mit recht zahnlosen Fragen an einem vorsichtigen Nachhaken versucht, gehört die Bühne doch ganz dem Delinquenten, der in seiner Mischung aus Althippie-Charme und rheinischem Frohsinn die abenteuerliche Geschichte wie ein Schelmenstück erscheinen und daher auch in hemdsärmeliger Selbstgefälligkeit wenig Schuldbewußtsein erkennen läßt. Die eingestreuten Statements der düpierten und mitunter recht verkniffen auftretenden Galeristen, Auktionäre (u.a. Henrik Hanstein vom kölner Haus Lempertz) und Experten scheinen den Beltracchis Recht zu geben, daß der nach raren Originalen gierende und horrende Summen umsetzende Kunstmarkt am Aufdecken etwaiger Fälschungen kein wirkliches Interesse hat. (Köstlich allerdings ein französisches Seniorenpärchen, das den Betrug, dem es aufgesessen ist, in angeschwipster 'C'est la vie!'-Laune generös ad acta legen kann.)
Genau hier - im Aufdecken der Mechanismen des Kunstmarkts, aber auch im Aufzeigen der ganz gehörigen kriminellen Energie der Beteiligten - wäre deutlich Luft nach oben gewesen. So bleibt es bei der Ein-Mann-Show (die bewundernde Gattin stets in zweiter Reihe, die beiden Kinder völlig ahnungslos) eines riesigen Maltalents - man wird Zeuge, wie er einen wirklich wunderschönen Max Ernst anfertigt -, der der Kunst, wie Keazor ihm entlockt, im Grunde gleichgültig gegenübersteht; private Fotos und Filmaufnahmen lassen ihn viel eher als einen EASY RIDER-Romantiker unter mediterraner Sonne erscheinen? (Stefan Nottelmann)
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