Sprache: Englisch, Deutsch Untertitel: Deutsch Laufzeit: 116 Min. Bildformat: 1.85:1, anamorph Tonformat: Dolby Digital 5.1 Features: B-Roll;Interviews; Trailer
Die Unversöhnlichkeit des Schicksals. Yorgos Lanthimos Arthouse-Horrorfilm spielt mit dem Seltsamen. War sein Vorgänger "The Lobster" voller spitzbübischen Witzes, fast locker-flockig anzusehen, ist sein aktuelles Werk wieder näher seinem unnachahmlichen Stil von „Dogtooth“.
In der faszinierenden Sterilität ist, wenn überhaupt, der Humor so bitter, das er kaum zu genießen ist. Lanthimos finsterere Satire über das langsame Ausdörren einer Oberschicht-Familie ist wie eine medizinische Versuchsstudie angelegt. Ein rationaler Mann wird mit dem Unerklärlichen konfrontiert, mit einen göttlichen bzw. mystischen Fluch belegt. Verantwortung, Gerechtigkeit, Opferung und Vergeltung sind Parameter, die aus dem Iphigenie-Mythos entnommen und auf den filmischen Seziertisch ausgebreitet werden. Quälend-sadistisch wird aus einer griechischen Tragödie eine kontrolliert-grausame Meditation über Schuld und Sühne.
Die seltsame emotionale Leere der Figuren, mit ihren brechtschen Dialogen wirkt fremdartig, lässt kaum Empathie zu. Das Unbehagen schleicht sich unter die Haut des Zuschauers, bricht sich mit Absurditäten, um am Ende in einen beunruhigenden Höhepunkt zu kulminieren. Das ist ebenso Nihilistisch wie Pervers.
Eingebettet in eine eigenwillige Bildsprache, wo die Kamera immer wieder befremdliche, irgendwie nicht passende, Positionen findet, oder gott-gleich, leicht erhoben, durch anonym wirkende Krankenhausflure schwebt. Die strenge Inszenierung erinnert an die Strenge eines Gottes, der keine Gnade kennt und mit schrägen, extrem lauten Disharmonien von oben herab zuschlägt.
Mag sein das Lanthimos unterkühlte und grausame Filmpoesie so langsam sich zu einer monoton wirkenden Selbstzufriedenheit aufbläht, hier Provokation ihrer selbst willen vorliegt. Das ist mir aber letztlich völlig egal, denn diese Art von Kino hat eine verstörende und verschrobene Intensität, die ich nur bei wenigen aktuellen Filmemachern finde. (Oliver Pompejus)
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