UNTITLED
Film-Nr.: 16202
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Genre: Dokumentarfilme
Genre: Gesellschaft
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UNTITLED

UNTITLED (Originaltitel)

Österreich - 2017

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Michael Glawogger, Monika Willi
Drehbuch: Michael Glawogger, Attila Boa, Monika Willi

Sprache: Deutsch
Laufzeit: 103 Min.
Bildformat: 1.85:1, anamorph
Tonformat: Dolby Digital 2.0
Features: Interviews mit Michael Glawogger; Musikvideo; Trailer

„Dieser Film soll ein Bild der Welt entstehen lassen, wie es nur gemacht werden kann, wenn man keinem Thema nachgeht, keine Wertung sucht und kein Ziel verfolgt. Wenn man sich von nichts treiben lässt außer der eigenen Neugier und Intuition.“ Michael Glawoggers Idee war es, einen Film ohne Stillstand, einen elementar kinematographischen Film zu machen. Das Projekt kam auf die traurigst denkbare Weise zum Stehen als Glawogger im April 2014 nach fünf Monaten auf Reise in Liberia an Malaria verstarb. Zwei Jahre später nahm sich die Editorin Monika Willi – neben ihren Arbeiten für Glawogger vor allem bekannt für die Montage der Filme Michael Hanekes – dem gedrehten Material wieder an. Sie war von Anfang an Teil des Projekts, auf ihrem Schneidetisch landeten schon während Glawoggers Reise die Bilder seines Kameramanns Attila Boa. Nun ist Willi neben Glawogger als Regisseurin gelistet.
„Untitled“ ist also per se überladen, ist als Vermächtnis, Hommage, Trauerarbeit jeweils fragil und vage. Am deutlichsten tritt Glawogger selbst auf einer textlichen Ebene auf: Tagebucheinträge, die er während der Reise verfasste, erschienen in der Süddeutschen Zeitung und im Standard und legen sich nun zusammen mit der Musik Wolfgang Mitterers über die Bilder.
Diese zeigen eine unwirkliche, eine unwirtliche, eine subkutane Welt. Wie in „Megacities“, „Workingman’s Death“ oder „Whores’ Glory“ zeigen sie eine andere, aber keine exotisierte Welt. Sie sind für sich assoziativer als man es von Glawogger kennt, andererseits – für Glawogger ungewöhnlich – teils mutwillig auf Pointe montiert. Dass dieser als Vergleichsfolie stets präsent bleibt, ist auch der requiemhaften Präsenz des Autors in seinen weihevoll vorgetragenen Texten geschuldet.
Naheliegend beim Thema Bewegung ist, dass Bilder der Körperlichkeit von Mensch und Tier einen großen Raum einnehmen. Körper in Ekstase, in Zwietracht, bei der Arbeit, im Modus der Selbsterhaltung. Bewegung bedeutet für „Untitled“ ohne Mittelpunkt, gewissermaßen nomadisch, die Ränder westlicher Weltwahrnehmung zu erforschen – nie als Tourist, der schon weiß, was er sehen wird, sondern als Fremder. Insofern ist „Untitled“ angelegt als vitaler Erfahrungsschatz, als genuin kinematographisches Erlebnis globalisierten Lebens. Insofern wird er jedoch sich selbst gegenläufig. (Alexander Scholz)