JUST THE WIND

Csak a szél (Originaltitel)

Deutschland, Frankreich, Ungarn - 2011

DVD - Code 2 - PAL

Als 'Armutsflüchtlinge' sind vor allem rumänische und bulgarische Roma schon seit längerer Zeit in der deutschen Medienlandschaft angekommen und haben seither für manche hitzige Debatte gesorgt. Daß sie nicht zuletzt deswegen aus ihrer angestammten Heimat fliehen, weil sie auch dort nicht erwünscht sind, anscheinend sogar planmäßig vertrieben werden, hat man inzwischen dazugelernt. Der jüngste Film von Bence Fliegauf, 2004 mit seinem Film DEALER bei Filmfestivals aufgefallen, macht die beklommene Stimmung, die sich unter den Roma angesichts unverhohlener Anfeindungen breitmacht, am Beispiel einer Familie im ländlichen Ungarn spürbar: einen Tag lang folgt er der Mutter und ihren zwei Kindern - der Vater ist bereits nach Kanada ausgewandert -, wie sie im Wissen um einen Mordanschlag, der in der Nacht zuvor auf benachbarte Roma verübt worden war, mit der Anspannung umgehen, die aus der ihnen überall entgegenschlagenden Bedrohung erwächst; ein Szenario, das, wie ein Schriftinsert gleich zu Anfang klar macht, von der Wirklichkeit nur unwesentlich abweichen dürfte?
Ein schwer beeindruckender Film, dessen Realismus die Ärmlichkeit der Lebensumstände und die bedrückende Langeweile in den häufig verwahrlosten Behausungen, in denen sich nur selten einmal ein Lächeln andeutet, genauso einfängt wie die lyrische Atmosphäre der wildwüchsigen Natur; dazu ein sehr subtiler, latentes Unbehagen erzeugender Soundtrack? Für Augen, die an den Produkten Hollywoods geschult sind, vermutlich ähnlich fremd wie Filme aus Lateinamerika oder Thailand; wem aber die Sprödigkeit eines Bruno Dumont (LA VIE DE JÉSUS) oder der Naturalismus von Arnolds' WUTHERUNG HEIGHTS zugesagt hat, sollte unbedingt zugreifen! (Stefan Nottelmann)