DER GOLDENE HANDSCHUH
Film-Nr.: 16610
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Genre: Thriller
Genre: True Crime / Serialkiller
Genre: Crime
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DER GOLDENE HANDSCHUH

DER GOLDENE HANDSCHUH (Originaltitel)

Deutschland, Frankreich - 2019

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Fatih Akin
Darsteller: Jonas Dassler, Katja Studt, Margarete Tiesel, Adam Bousdoukos, Martina Eitner-Acheampong, Marc Hosemann, Tristan Göbel
Drehbuch: Fatih Akin, Heinz Strunk

Sprache: Deutsch
Untertitel: Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte
Laufzeit: 105 Min.
Bildformat: 1.85:1
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: 2 Featurettes; Trailer

SS-Norbert, Tampon-Günther und Schnaps-Max.
Anfang der 70er Jahres trieb ein Art Jack the Ripper in Hamburg sein Unwesen, der abgehalfterte Dirnen umbrachte. Fatih Akin hat daraus einen abstoßenden Schmiersuff gemacht, eine Freak-Show mit vollen Aschenbecher, leeren Kornflaschen und Fratzen-artigen Charakteren. Aus Strunks Romanvorlage ist ein hässlicher Ausbeutungsfilm geworden, der (nach Angabe des Regisseurs) dem Serienkiller seine Würde (wieder) geben will. Nun ja, ob er das mit dieser eindeutig auf Abscheu und Widerwillen angelegte Übung erreicht hat sei mal dahin gestellt…
Fritz Honka ist in erster Linie ein groteskes Monster, dessen (toxische) Männlichkeit und Sexualität ebenso verformt ist, wie seine knollige Alki-Nase. Verschwitzt und buckelig erinnert er eher an eine üble Karikatur eines Mannes, der in seiner Lieblingskneipe (dem Goldene Handschuh) Solidarität mit ebenso hässlichen Fratzen sucht. Mit gierigen Blick lässt Akin uns an einem Panoptikum des Außenseiter-Grauens teilhaben, das er gerne in ausgedehnt-voyeuristischen, kaum zu ertragenen Mordsequenzen enden lässt. Über den psychopathischen Charakter der Hauptfigur erfahren wir dabei nicht viel, außer dass er ein Loser ist, der seinen Frust mit harten Alkohol und harten Morden kompensiert. Moralisch ist er ebenso verfault wie seine (bis ins kleinste Detail ausgestattete) Fäulnis-Wohnung. Aus dieser nihilistischen Ausbeutung, in dem die Schauspieler (innen) bis zur Selbstaufgabe sich erniedrigen, entsteht ein interessanter Spagat zwischen asozialer Milieu-Studie, Armutsporno und grotesker Serien-Killer-Überzeichnung. Üble Schocks treffen auf grob gezeichnetes Mitleid. Alle Figuren werden vorgeführt, bis an die Grenzen des Erträglichen.
Dieser Sud aus verfaulendem Fleisch, verfaulter Moral und Faulheit hat eine faszinierende Dynamik, kommt niemals der Psyche des Mörders nahe, zeigt aber eine Unter-Schicht-Gesellschaft, die alles Verloren hat, selbst ihren Anstand. (Oliver Pompejus)