THE HEADLESS WOMAN

LA MUJER SIN CABEZA (Originaltitel)

Spanien, Argentinien - 2008

DVD - Code 2 - PAL

Ungemein faszinierender Film über Veró, eine Frau um die Fünfzig, die, während der Autofahrt nach ihrem Handy greifend, irgendetwas überfährt, sich aber davonmacht und, wie es scheint, immer noch wie betäubt in ihren Alltag zurückkehrt, der allerdings unbehaglich fremdartig bleibt und dem Zuschauer je länger, je mehr klar macht, daß mit ihr etwas nicht stimmt?
Eine Handlung im Sinne eines dramatisch angelegten Plots gibt es kaum, wenn auch die für sich genommen zunächst ganz vertraut wirkenden Situationen in der Familie oder beim Arzt lose verbunden sind; was den Film zusammenhält, ist eine mysteriös bleibende, aber sehr eindrücklich hervorgerufene Atmosphäre von Selbstentfremdung und eine ungeheure Dichte an diffusen filmischen Reminiszenzen, die an die klinische Kühle von Kubrick-Filmen genauso denken lassen wie an den Antonioni der späten fünfziger/frühen sechziger Jahre oder an Bunuels formvollendet-entlarvende Aufdeckung unterdrückter Triebe bourgeoiser Menschen. Mehr noch erinnert Maria Onetto als Veró mit ihrer gefaßten, aber ausdrucksleer und abwesenden Miene an Delphine Seyrig in Akermans JEANNE DIELMAN. Auch politische Untertöne klingen an, denn der auffallende, wenn auch nie in den Vordergrund gerückte Wohlstand von Verós Familie und das nur schemenhaft auftauchende Personal scheinen genauso zusammenzuhängen wie die Auswahl von Popsongs aus den Siebzigern - der Zeit von Militär- und Junta-Diktatur - nicht zufällig wirkt. Wohl das, was man mit Fug und Recht einen schwierigen Film nennt; insofern sicher eher ausgesprochenen Cinéasten zu empfehlen als Leuten auf der Suche nach relaxter Abendunterhaltung. Aber fraglos ein mit großer Konsequenz und Strenge entwickeltes Werk, dessen Rätselhaftigkeit anregend wirkt. (Stefan Nottelmann)