THE CRYING GAME

Grossbritannien - 1992

VHS - PAL

Nachdem sich Jordan nach frühen Erfolgen in England (vor allem mit MONA LISA) in Hollywood eine blutige Nase geholt hatte (vor allem mit WE´RE NO ANGELS), kehrte er heim auf vertrautes Terrain, leckte seine Wunden und besann sich auf seine Stärken: dem Kreieren interessanter Charaktere, stimmige Milieuzeichnungen und erzählerische Originalität, gerade im Betreten wenig erkundeten Terrains - was seinen besten Arbeiten bei aller Düsternis immer auch eine gewisse Frische verleiht. Hier gelingt ihm das Kunststück, die Geschichte gleich mehrere Haken schlagen zu lassen, die den Film immer wieder in neue, unerwartete Bahnen lenken, so dass das anfängliche IRA-Kammerspiel um das Verhältnis von Entführer und Geisel am Ende kaum wiederzuerkennen ist. Den IRA-Mann, den allmählich Zweifel beschleichen, spielt Jordan-Stammgast Stephen Rea (bereits Hauptdarsteller in dessen Debüt ANGEL), seinen Gefangenen Forest Whitaker, und alleine schon deren halbstündiges Katz- und Maus-Spiel lohnt das Ansehen - auch wenn Jordan sich dafür Welles´ Skorpion-Anekdote aus TOUCH OF EVIL ausgeborgt hat. Später sorgen Miranda Richardson und Jaye Davidson dann für weitere große Momente, aber es ist besonders Jordans stilsichere Inszenierung, die dieses packende Drama zu einem seiner besten Filme macht.