FIRST POSITION - BALLETT IST IHR LEBEN
Film-Nr.: 14593
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Genre: Dokumentarfilme
Genre: Sport
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FIRST POSITION - BALLETT IST IHR LEBEN

FIRST POSITION (Originaltitel)

USA - 2011

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Bess Kargman
Darsteller: Aran Bell, Rebecca Houseknecht, Joan Sebastian Zamora, Miko Fogarty, Jules Jarvis Fogarty, Michaela Deprince

Sprache: Englisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 91 Min.
Bildformat: 1.78:1, anamorph
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Interview mit Bess Kargman und Aran Bell, 25 Minuten zusätzliche Tanzszenen, Trailer

In der Welt des professionellen Balletts spielt der (trotz seines Titels internationale) Youth America Grand Prix, dessen Finale Jahr für Jahr in New York ausgetragen wird, für Nachwuchstalente eine bedeutende Rolle als Karrieresprungbrett, winken doch neben Trophäen hochdotierte Stipendien namhafter Ballettschulen und Anstellungsverträge mit führenden Ensembles. Bess Kargman, einige Jahre selbst Schülerin der Boston Ballet School und daher bestens mit den besonderen Anforderungen des Metiers vertraut, hat sich in ihrem Filmdebüt an die Fersen von sechs Teilnehmern geheftet und bringt durch Aufnahmen der Proben und durch Gespräche mit den jungen Hoffnungsträgern, ihren Trainern und Eltern dem Zuschauer auf sehr aufmerksame, kurzweilige, mal berührende, mal mitreißende Weise Menschen zwischen 11 und 17 Jahren nahe, die mit erstaunlicher Zielstrebigkeit und Ausdauer ihrem schon früh erfaßten Lebenstraum folgen.
Man kommt schwer umhin, den oft schmerzhaften Weg übers Halbfinale bis in die letzte Runde mit einer gerafften Zusammenschau einer TV-Castingshow à la POPSTARS zu vergleichen, zumal gerade U.S.-amerikanische Sender eine ganze Reihe entsprechender Formate speziell für tänzerisch Begabte aufgelegt haben (DANCE MOMS; SO YOU THINK YOU CAN DANCE; AMERICA'S BEST DANCE CREW?). Aber FIRST POSITION, der auf seiner 2011 gestarteten Festivaltour vielleicht auch vom neuerlichen Interesse an klassischem Ballett profitieren konnte, das Darren Aronofskys nur wenige Monate zuvor in die Kinos gekommener BLACK SWAN geweckt hatte, hat denn glücklicherweise doch etwas mehr zu bieten: Ob das einzelne Lebensgeschichten sind, die für sich genommen Stoff genug für einen ganzen Film versprechen (die 14jährige Michaela, im blutigen Bürgerkrieg in Sierra Leone zur Vollwaise geworden und von einer amerikanischen Familie adoptiert? ), die ungemeinen, nicht zuletzt finanziellen Belastungen für die Familien der so ausnehmend talentierten Jugendlichen (der Kolumbianer Joan Sebastian, der in seinem Heimatland als Ballettschüler keine Perspektive hätte und erst nach einem Jahr wieder seine Familie im kärglichen Zuhause besuchen kann) - oder eben die auf diesem Niveau offenbar ganz normalen Wehwechen: wunde Füße, bis an den Rand der Erschöpfung gebrachte Körper, stets drohende Verletzungen, die ein vorzeitiges Ende ohnehin nur kurzer Karrieren bedeuten könnten?
Bei alledem weiß Kargman immer wieder durch ihren warmherzigen Blick zu gewinnen, der die unterschiedlichen Geschichten wie Versionen des American Dream aussehen läßt, ohne stereotyp verfahren zu müssen: die spürbare, völlig fraglose Begeisterung der sechs Kandidaten für den Tanz und ihre einfach nur staunenswerten artistischen Leistungen schaffen das ganz alleine. Dadurch rückt allerdings in den Hintergrund, daß von den vielen Tausenden, die überhaupt zum Wettbewerb zugelassen werden, nur ein paar Handvoll in den Genuß der Auszeichnungen kommen und selbst diese Wenigen einem anscheinend immer enger werdenden Stellenmarkt entgegensehen. Und der Wettkampfcharakter bringt es mit sich, daß das Ballett als Kunstform kaum greifbar wird?
Ein lohnenswerter Film aber dennoch allemale - und sei es nur wegen der süßen Freundschaft zwischen dem 11jährigen Aran Bell und der gleichaltrigen Gaya Bommer Yemini aus Israel, deren quirliger Charme sie eigentlich zur siebten Hauptfigur der Doku macht; Ween haben begeistert ihre 'Cartoon Girl'-Choreographie noch einmal auf Facebook gepostet? (Stefan Nottelmann)