DISTANT VOICES, STILL LIVES
Film-Nr.: 11431
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Genre: Drama
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DISTANT VOICES, STILL LIVES

DISTANT VOICES, STILL LIVES (Originaltitel)

Grossbritannien - 1988

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Terence Davies
Darsteller: Lorraine Ashbourne, Jean Boht, Carl Chase, Chris Darwin, Sally Davies
Drehbuch: Terence Davies

Sprache: Englisch
Untertitel: Englisch für Hörgeschädigte
Laufzeit: 80 Min.
Bildformat: 1.78:1, anamorph
Features: Audiokommentar von Regisseur Terence Davies, Interview mit Terence Davies, Einführung mit Artdirektor Miki van Zwanenberg, Trailer

Autobiographisches Erinnerungsmosaik, dessen Stil nach wie vor ziemlich einzigartig ist. Mit ruhiger, sicherer Hand fächert Davies (THE LONG DAY CLOSES) in seinem Langfilmdebüt (eigentlich zwei Vierzigminüter, die aber inhaltlich eine Einheit bilden) einen Familienkosmos auf, der viel Trostloses und wenig Erbauliches aufweist. Vor allem Pete Posthlewaite als prügelnder Vater bleibt hier unvergessen, gerade wenn man ihn bislang eher in Filmen wie BRASSED OFF oder IN THE NAME OF THE FATHER liebgewonnen hat. Unter seinen willkürlichen Gewaltausbrüchen leidet die ganze Familie, und selbst wenn er zu Weihnachten sentimental wird, wirkt das eher wie die Ruhe vor dem Sturm. Davies verleiht seinem England der Vierziger und Fünfziger eine unstete, geisterhafte Atmosphäre, die das Wesen der Erinnerung sehr gut widerspiegelt - immer wieder erkundet die Kamera eigenständig die Räume, passiert die Handlung, bis etwas anderes ihr Interesse zu wecken scheint. Dabei sind ganze Passagen oft nur im Ton zu vernehmen oder bloß fragmentiert zu sehen, so daß wir uns das Ausgesparte selbst ausmalen. Auch scheinen mitunter allein die Stimmen des Rundfunks - die nüchternen Meldungen, die sanften Lieder - das Reihenhaus der Familie zu bevölkern, was die tranceartige Stimmung des Films noch verstärkt. Wobei es gerade diese Lieder sind, ob aus dem Radio oder gemeinsam gesungen, die den gebeutelten Figuren den nötigen Halt geben und die Kraft, ihr Dasein zu ertragen. Die andere Ausflucht, die das Leben ihnen bietet, ist das Kino, dessen überlebensgroße Schmachtfetzen (hier LOVE IS A MANY SPLENDORED THING) all die Tränen zulassen, für die daheim kein Platz ist, sofern man keine Dresche beziehen will. Doch schon der nächste, grausamste wie schönste Schnitt des Films holt alle Beteiligten gnadenlos wieder auf den Boden zurück.