CARMEN JONES
Film-Nr.: 15586
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Genre: Drama
Genre: Musicals
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CARMEN JONES

CARMEN JONES (Originaltitel)

USA - 1954

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Otto Preminger
Darsteller: Dorothy Dandridge, Harry Belafonte, Pearl Bailey, Olga James, Joe Adams, Brock Peters
Drehbuch: Harry Kleiner, Oscar Hammerstein II

Sprache: Englisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Laufzeit: 100 Min.
Bildformat: anamorph, 2.40:1
Tonformat: Dolby Digital 2.0
Features: Kinotrailer

Premingers berühmte Filmadaption der CARMEN-Bearbeitung für den Broadway - seinerzeit durchaus ein Wagnis, war die Besetzung sämtlicher Rollen mit Afro-Amerikanern Mitte der Fünfziger doch ein völliges Novum. Aber Preminger und sein Drehbuchautor Kleiner haben die Opernhandlung überzeugend aus dem Spanien des 19. Jahrhunderts in die amerikanischen Südstaaten zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs verlegt: eine Fabrik in North Carolina, die für die nahegelegene Militärbasis neben allerlei sonstiger Ausrüstung auch Fallschirme herstellt, führt die heißblütige Arbeiterin Carmen Jones (Dandridge) und den angehenden Piloten Joe (Belafonte) zusammen, der als G.I. dorthin beordert worden war, um Carmen nach einer Handgreiflichkeit mit einer Kollegin den Behörden zu überstellen. Aber die hübsche Delinquentin weiß nur allzu gut um ihren verführerischen Charme, dem auch Joe, obwohl mit Cindy Lou verlobt, recht bald erliegt. Als er dafür eingebuchtet wird, daß sie ihm nach ihrer Liebesnacht entwischt ist, nimmt das Schicksal seinen tragischen Verlauf, denn ihn hält die Aussicht gefangen, daß Carmen auf ihn warten will?
Niemand sollte sich davon schrecken lassen, es mit einem Filmmusical zu tun zu haben: trotz der zahlreich eingestreuten Opernarien ist die Plotentwicklung, sind die Liebesverwirrungen dem gesprochenen Dialog überlassen und das Schauspiel gerade der großartigen Dorothy Dandridge ausgesprochen untheatralisch (gemessen an den Standards der Fünfziger natürlich) - was gut mit der auf Realismus setzenden Ausstattung zusammenstimmt, die dadurch gewiß an Opulenz hinter anderen Musicaladaptionen zurückbleibt; keineswegs zu ihrem Nachteile? Eine gewisse Crux bleiben die Opern-Einlagen, die von hervorragenden Stimmen eingesungen wurden, aber mitunter doch merklich von den Sprechstimmen abweichen (gerade bei Belafonte ein echter Minuspunkt) - ein Manko, das allerdings nicht dem Preminger-Film im Besonderen vorzuwerfen wäre, handelt es sich doch um das seinerzeit gängige Verfahren. Die Einbettung der Arien (mitsamt der dazugehörigen Choreographien) in den Erzählfluß freilich ist überraschend problemlos gelungen und treiben einem Ende entgegen, das fast an film noir denken läßt.
Neben allen Schauwerten und den in den wichtigen Rollen überzeugenden darstellerischen Leistungen - über Bizets mitreißende Musik braucht man keine Worte zu verlieren - sind es aber vor allem die Starqualitäten der Dandridge, um derentwillen man den Cinemascope-Streifen gesehen haben sollte: für einen Film dieser Zeit ungeheuer lasziv, nimmt man ihrer Carmen in jeder Sekunde ab, daß sie allen Männern den Kopf verdrehen könnte? (Stefan Nottelmann)