MILES AHEAD
Film-Nr.: 15466
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Genre: Drama
Genre: Biopic (Portraits)
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MILES AHEAD

MILES AHEAD (Originaltitel)

USA - 2015

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Don Cheadle
Darsteller: Don Cheadle, Ewan McGregor, Emayatzy Corinealdi, Keith Stanfield, Brian Bowman, Michael Stuhlbarg
Drehbuch: Steven Baigelman, Don Cheadle, Christopher Wilkenson, Stephen J. Rivele

Sprache: Englisch
Untertitel: Englisch für Hörgeschädigte
Laufzeit: 96 Min.
Bildformat: anamorph, 2.40:1
Tonformat: Dolby Digital 2.0, Dolby Digital 5.1
Features: Audiokommentar von Don Cheadle & Steven Baigelman; Sundance Festival Q&A mit Don Cheadle; THE TRUTH: Becoming Miles Davis; Bildergalerie

Wer sich von Cheadles Regie-Debüt ein BioPic über den Ausnahmemusiker erwartet hat, wird rasch mit der Nase drauf gestoßen, daß er eine Räuberpistole vor sich hat: zwar stimmt es, daß Davis sich Ende der Siebziger schon ein paar Jahre lang aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte (und verleiht im Film dem Gerücht von einigen neu eingespielten Stücken entsprechendes Gewicht), aber das Meiste, was Cheadle als Co-Autor an schnurriger Gangstergeschichte eingefallen ist, in der ein ROLLING STONE-Journalist (McGregor) auf der Suche nach einer Top-Story zum Komplizen des verkrachten Genies auf der Suche nach Drogen und den entwendeten Tonbändern wird, ist freimütig erstunken und erlogen und dient dem einzigen Zweck, in den Gesprächen zwischen dem ungleichen Paar Raum für Assoziationen zu schaffen, die den Miles Davis des Films munter zwischen verschiedenen Phasen und Begebenheiten seines Lebens hin- und hermäandern lassen; kein ganz neuer Kunstgriff - kaum zufällig wohl, daß Cheadle als Co-Autoren Steven Baigelman gewonnen hat, der am Storylining für das ganz ähnlich funktionierende James Brown-BioPic GET ON UP beteiligt gewesen war -, aber hier mit wesentlich wilderen, zerfahreneren Resultaten, die in den stärkeren Momenten wirklich mitreißen können. Was auch aufs Konto der Ausstatter geht, die aus einem vergleichsweise schmalen Gesamtbudget das Beste herausgeholt haben und so manchesmal einen wahren Rausch an Farben, Stoffen, Lichtern herauskitzeln. - Als Davis ist Cheadle nicht nur physiognomisch eine Idealbesetzung und spielt mit Ausnahme von Emayatzy Corinealdi (als leidgeprüfte Ehefrau und Muse des Trompeters, Frances Taylor) so ziemlich alle an die Wand - auch einen McGregor im Kurt Cobain-Look, was allerdings wohl eher der reinen Alibi-Funktion der Rolle geschuldet ist. Als Drehbuchschreiber und Regisseur macht Ceadle sich allerdings deutlich angreifbarer, denn die durchaus originelle Herangehensweise an seinen erdrückend großen Helden schafft es nur gelegentlich - besonders in den Szenen mit Cheadle und Corinealdi oder den tollen Impressionen von Aufnahmesessions -, das Ineinander von kreativem Genie und schwieriger Persönlichkeit anders denn als bloß anekdotisch zu behandeln, bleibt zu oft an der im Grunde putzig-albernen Plotline kleben, als daß man konstant und immer mehr in den Bann geschlagen würde, wie es bei vage vergleichbarem Verfahren Bertrand Bonello in seinem Yves Saint Laurent-Film so beeindruckend gut gelungen war. - Interessant und leidlich unterhaltsam - musikalisch gibt's natürlich durch Anleihen beim legendären KIND OF BLUE-Album, bei BITCHES BREW, bei AGHARTA usw. für den Fan ohnehin nichts zu mäkeln -, ist kein großer Wurf draus geworden. Aber wie sollte man dem 'Dark Magus' und Picasso des Jazz mit biographischen Versuchen auch beikommen können? (Stefan Nottelmann)