MACBETH
Film-Nr.: 15328
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Genre: Drama
Genre: Historie / Kostüm
Genre: Krieg
Genre: Literatur
Genre: Literaturverfilmungen
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MACBETH

MACBETH (Originaltitel)

Frankreich, USA, Grossbritannien - 2015

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Justin Kurzel
Darsteller: Michael Fassbender, Marion Cotillard, Jack Madigan, Frank Madigan, Patty Considine, Sean Harris
Drehbuch: Jacob Koskoff, Michael Lesslie

Sprache: Englisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte
Laufzeit: 108 Min.
Bildformat: anamorph, 2.40:1
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Interview mit Regisseur Justin Kurzel, Diverse Featurettes

Ob die jüngste Adaption des wohl kinotauglichsten Stücks aus Shakespeares Feder sich der Vorlage gegenüber behaupten kann, mögen kundigere Exegeten beurteilen; und ein Vergleich mit anderen Verfilmungen des Stoffes liegt nur mit Blick auf Polanski nahe, der die blutige Usurpation des schottischen Königsthrons durch Macbeth und die noch blutigere Tyrannei des neuen Monarchen als erster betont realistisch dar- und in ihrer Brutalität geradezu ausgestellt hatte - ein Ansatz, der von Justin Kurzel und seinem Autorenteam mit größter Konsequenz und erkennbarem Überbietungsanspruch wiederaufgenommen worden ist?
Eine schon so häufig zu Kinofutter verarbeitete Tragödie noch einmal neu aufzulegen, mag (jenseits kommerzieller Erwägungen) immer die Frage nach dem Sinn eines solchen Unterfangens aufwerfen, die in diesem Falle aber müßig ist angesichts der Perfektion, mit der Drehbuch und Regie es verstanden haben, inszenatorisch Sehgewohnheiten zu bündeln, wie sie seit ziemlich genau einer halben Dekade im Zeichen eines neuen Naturalismus etabliert worden sind. Niemandem, der die Serie gesehen hat, kann die (auch stilistische) Nähe zu GAME OF THRONES entgehen, die von der ersten bis zur letzten Minute fühlbar bleibt, aber durchaus eine gewisse Logik für sich hat: Einerseits sind die Ränke und Intrigen der durch Fantasy-Elemente nur dürftig übertünchten Mittelalter-Saga ein kaum verhohlenes Echo auf die durch wahnhaften Machtwillen verfinsterten Königsdramen des großen Barden; andererseits markiert die HBO-Serie für das Fantasy-Genre als ganzes mit ihrer grimmigen SIN CITY-mäßigen Demaskierung rein egoistischer Motive allen menschlichen Handelns eine Abkehr von der Gefährten-Solidarität in Tolkiens Ring-Gemeinschaft, die, bei aller Großartigkeit der mythologischen Konstruktion, für ein Publikum im Kinderzimmer und WIZARD OF OZ-Liebhaber fabuliert war - ein Vorgang, der sich 1:1 bei HUNGER GAMES wiederholt, mit denen der eher untergründige, dafür umso länger nachwirkende Impuls der BUFFY-Serie und ihrer verspielt-gewitzten Cleverness durch einen rüden, mit politischer Dringlichkeit aufgeladenen Dog-eats-Dog-Überlebenskampf verdrängt wurde?
In der Verknappung des Dialogtexts und der dadurch gewonnenen Betonung visueller und klanglicher Eindrücke, auch in der vergröberten Psychologie der Figuren scheinen aber zwei andere - filmisch beide stärkere - Literaturadaptionen Pate gestanden zu haben, Andrea Arnolds WUTHERING HEIGHTS und MICHAEL KOHLHAAS mit Mads Mikkelsen in der Titelrolle, in denen die rauhe Landschaft jene lastende, unbehagliche Atmosphäre zu diktieren beginnt, die auch in MACBETH beherrschend ist - hier allerdings durch spröde Streicherklänge denn doch wieder eine Spur zu dick aufgetragen. Mit Adam Arkapaw an der Kamera hat Justin Kurzel jedenfalls erneut (nach seinem Regiedebüt SNOWTOWN) einen der Vorreiter des neuen visuellen Stils gewonnen (TOP OF THE LAKE, TRUE DETECTIVE 1, LORE), und fürs Auge hält der Film - auch dank hervorragender Kostüme - bei aller Schlichtheit der Ausstattung enorme Schauwerte bereit (die in den Schlachtenszenen - dem Naturalismus eigentlich entgegenwirkend - die Zack '300' Snyder-Lektion 'SloMo bis zum Abwinken!' durchdeklinieren). À propos: Fassbender ist sehr gut, Marion Cotillard als die eigentlich treibende Kraft, Lady Macbeth, noch besser, aber als zwei der stärksten Mimen ihrer Generation wird man sie wohl wegen anderer Rollen in Erinnerung behalten? Als großartige Stilübung und düsteres Entertainment unbedingt empfohlen; gegen anschließendes Frittenmampfen und Cola-Schlürfen allerdings weit weniger gefeit als etwa Kurosawas einzigartige MACBETH-Interpretation DAS SCHLOSS IM SPINNWEBWALD? (Stefan Nottelmann)