SUFFRAGETTE

SUFFRAGETTE (Originaltitel)

Grossbritannien - 2015

DVD - Code 2 - PAL

Eine eher zufällige Beobachtung während eines Botengangs durch das London des Jahres 1912 läßt die junge Wäscherin Maud (Carey Mulligan) auf die Suffragettenbewegung aufmerksam werden, die für das Stimmrecht der Frauen mobil macht, aber auch die unzumutbaren Arbeitsbedingungen anprangert, unter denen gerade weniger Begütete kargen Lohn einfahren. Durch eine befreundete Kollegin fängt sie vorsichtig zunächst, aber durch eigene leidvolle Erfahrungen in der Wäscherei immer ungehemmter Feuer für die Ideen und Vorhaben der Frauenrechtlerinnen und greift entschlossen in den Kampf um eine bessere Zukunft ein?
Die in Details wohl etwas anders verlaufene Geschichte der englischen Suffragetten dramaturgisch durchaus geschickt verdichtend, ist der auf allen Führungsebenen von Frauen konzipierte und produzierte Film Sarah Gavrons eine der besseren Historienmalereien des britischen Kinos, was nicht nur am aktuell gebliebenen Thema liegt, sondern der Beachtung von Details zu danken ist, die man als vorab nur vage informierter Zuschauer wohl nicht auf dem Radar gehabt hätte; dazu gehört die Figur der Maud selbst - von der stets überzeugenden Mulligan im Übergang von zögerlicher Zurückhaltung zu immer unbedingterer Festigkeit in ihrer Haltung sehr feinnervig und nuanciert gespielt -, die als Angehörige der working class in der stark bürgerlich bestimmten Suffragettenbewegung auch sozial eine gewisse Außenseiterposition einnimmt und umso geeigneter ist, den Zuschauer mit in eine auch ihr selber fremde, weil verwehrte Gesellschaft einzuführen; dazu gehört aber auch der großartig aufspielende Brendan Gleeson, der, Verkörperung grimmigen Patriarchats, in seiner Rolle als Inspektor die Strategie polizeilicher Reaktionen auf die stets sich radikalisierenden Unruhestifterinnen auszuarbeiten hat und dabei auf Methoden verfällt, die wie ein erster Vorschein modernster Überwachungsapparate wirken. - In Ausstattung und Kostümierung ist auf britische Produktionen seit vielen Jahren Verlaß - auch Hollywood hätte Besseres nicht leisten können -, und wenn Drehbuch und Regie mitunter zwar effektive, aber doch arg ausgetretene Wege gehen, darf man bei der Absicht auf eine breite Publikumswirkung, die das Thema ja in jedem Falle verdient hätte, über manche erzählerische Schablone hinwegsehn. Gutes Mainstreamkino!
(Stefan Nottelmann)