BANDE DE FILLES
Film-Nr.: 15127
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Genre: Drama
Genre: World Cinema
Genre: Sozialdrama
Genre: Jugendfilme
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BANDE DE FILLES

BANDE DE FILLES (Originaltitel)

GIRL HOOD (Alternativtitel)

Frankreich - 2014

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Céline Sciamma
Darsteller: Karidja Touré, Assa Sylla, Lindsay Karamoh, Mariétou Touré, Idrissa Diabaté, Simina Soumaré
Drehbuch: Céline Sciamma

Sprache: Französisch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 112 Min.
Bildformat: 16:9
Tonformat: Dolby Digital 5.1

Großartiger Coming-of-Age-Film - schon die Eröffnung mit dem American Football-Training läßt den Zuschauer auf bestens verbrachte zwei Stunden hoffen -, der die sechzehnjährige Marieme (eine echte Entdeckung: Karidja Touré) bei ihren Versuchen begleitet, in der einigermaßen trostlosen Betonlandschaft ihrer Banlieue-Umgebung ein Leben auszutesten nicht, wie es ihr in bewährter Soziologen-Manier die Umstände aufzuzwingen scheinen - die Mutter meist außer Haus, da mit irgendwelchen Putzjobs das magere Einkommen zusammenkratzend; jüngere Schwestern, denen Marieme eine Art Ersatzmutter sein muß; der Bruder ein Patriarch; sie selbst auf der Schule auch eher Ausschuß -, sondern eines, wie es ihr gefallen könnte. Und so findet sie denn nach und nach Anschluß an eine Mädchenclique, die mit ihrem taffen Auftreten, ihrer lauten Gestik, aber auch einem gewissen Chic ein erstes Role Model abzugeben scheint?
Geradezu wohltuend, wenn Sozialdramen - und natürlich ist Céline Sciammas jüngste Arbeit auch das - ihre Figuren einmal nicht in tränenerstickter Erschütterung als schicksalsgebeutelte Opfer zeichnen, denen partout kein Licht am Ende des Tunnels beschieden ist: daß das Leben in der Großstadtbrache kein Zuckerschlecken ist, verhehlt auch dieser Film in keiner Sekunde, genausowenig wie den Umstand, daß es meist eben doch die mackerhaften Männer sind, die zuhause und auf den Straßen das Sagen haben. Aber in jedem Moment strahlen die dunkelhäutigen Schönheiten einen Stolz und eine Würde aus, sind sie derart lebendig, sorgen sie - so manchesmal durchaus aggressiv - für ihr eigenes Vergnügen: beim Battlen mit anderen Gangs, beim Klamottenklauen oder ganz zivil beim Abhängen mit den Jungs, daß Mitleid das letzte Gefühl ist, das sich beim Anschauen einstellen würde. Gebannt schaut man zu, wie Marieme ihre Fühler in verschiedene Lebensentwürfe hinein ausstreckt - ihr immer wieder ganz verschiedener Look führt es deutlich vor Augen - und sie in der Solidarität mit ihren neuen Freundinnen ein ungekanntes Selbstgefühl erfahren darf (ganz wunderbar verdichtet im Tanz zu Rihannas 'Diamonds'), das auch dann noch zu tragen scheint, als sie wieder auf eigenen Füßen durch die Straßen zieht? Behutsam beobachtend, aber auch mitreißend und voller Energie, vermittelt der auch visuell sehr starke Film nicht zuletzt über den Elektronik-lastigen Soundtrack von Para One das Gefühl, am Puls der Zeit zu sein? Gäbe ein schönes Double Feature mit PARIAH ab! (Stefan Nottelmann)