VERGISS MEIN ICH
Film-Nr.: 15022
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Genre: Drama
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VERGISS MEIN ICH

VERGISS MEIN ICH (Originaltitel)

Deutschland - 2014

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Jan Schomburg
Darsteller: Maria Schrader, Johannes Krisch, Ronald Zehrfeld, Sandra Hüller, Stefan Lampadius, Nadine Petry
Drehbuch: Jan Schomburg

Sprache: Deutsch
Untertitel: Englisch
Laufzeit: 93 Min.
Bildformat: anamorph, 16:9
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Bonusszenen auf dem Kölner Dom, Regisseur Jan Schomburg über "Vergiss mein Ich", Trailershow

Nach seinem aus der deutschsprachigen Kinoproduktion sehr wohltuend herausragenden Debüt ÜBER UNS DAS ALL durfte man gespannt auf den nächsten Film von Jan Schomburg sein - und VERGISS MEIN ICH macht mit seiner sehr reizvollen, erneut die Frage einer erst wiederherzustellenden Identität anstoßenden Ausgangssituation sehr schnell deutlich, daß das Warten sich gelohnt hat! Wieder hat Schomburg seinen Film um eine auf nicht alltägliche Weise interessante und starke Frauenfigur herum gebaut und konnte, wie schon im Vorgänger, auf eine fabelhafte Darstellerin vertrauen: Lena (Maria Schrader), als Akademikerin mit Gender-Themen befaßt, verliert durch eine zu spät erkannte Hirnhautentzündung ihr biographisches Gedächtnis; nicht nur sie selbst als Mensch mit Geschichte ist sich abhanden gekommen, auch alle jene, die ihre Familie, ihren Bekanntenkreis ausgemacht haben, erkennt sie nicht wieder. Aus der gebildeten Frau, die sich in angeregten Gesprächen mit Anderen austauschen konnte, ist ein zwar wie mechanisch funktionierendes, aber aller emotionaler Bindungen beraubtes Wesen geworden, das wie ein Kind alle sozialen Umgangsformen - von Gesichtsausdrücken bis hin zur erstaunten Entdeckung, was Sex doch für ein Vergnügen ist - erst wieder lernen muß. Schon bald wird klar, daß die alte Rolle, die ihr vor allem natürlich ihr liebevoll-geduldiger Mann Tore, aber auch gute Freundinnen vorführen, indem man gemeinsam Fotos oder Videos anschaut oder Tagebuchaufzeichnungen heranzieht, gar nicht so recht zu ihrem spontanen Empfinden passen will und die wie weggewischten Gefühle für die in der Vergangenheit so wichtigen Menschen eben auch die Chance eröffnen, sich selbst ganz neu zu entdecken?
Neben der gelungenen Inszenierung, die den Zuschauer klugerweise nie mehr über Lena wissen läßt als was ihr persönliches Umfeld über sie mitteilt oder sie selbst als ganz unmittelbare Erfahrung zum Ausdruck bringt, ist es - wie schon in ÜBER UNS DAS ALL - der im deutschen Kino sehr besondere Tonfall, der das Ganze so bemerkenswert macht: das Leben als eine zu schauspielernde Rolle, von der ein authentisches Erleben abzuziehen wäre? solcher Stoff könnte auch zu einem drögen Thesenfilm verkommen (und die Gefahr blitzt auch bei Schomburg manchmal auf). Aber VERGISS MEIN ICH hat eine bei allem Realitätssinn (der sich auch in einer doch ungewöhnlichen Freizügigkeit äußert) sehr undramatische, leichte, schwebende Stimmung, ohne deswegen als reine Komödie durchzugehen - was ohne Frage auch an der sich mit spürbarer Freude und sehr selbstbewußt zum Narren machenden Maria Schrader liegt, die ihre Filmrollen recht sparsam und mit Bedacht auswählt und gewußt haben wird, was sie an dieser Figur hatte? (Stefan Nottelmann)